Die Hexenmatte

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

a) Dorothe Bartin aus Reinach bekennt 1577: Sie sei mehrmals «auf Brattelen matten» gewesen, ebenso der Süry, «der habe uff ein Theller zu Danz gemacht, und der böss (Böse) uff eine Sackpfifen. Sie haben pfiffen und trumet, und allerley for Kleider gehapt, Plaw (blau) und Roth. Item ettwa wenn sie gefarrn, hab si den besen oder gablen mit schlangen krut bestrichen, in Teufels Namen.»

Jakob Süry seinerseits gesteht: «Er sei mangmal auf Brattelen matten gesin, da sey ein dürrer baum und ein Ring darumb . .. Dann hab er win gholet im Dorf Brattelen. Da si denn um den Baum danzet und allerlei gut leben ghan. Sy seyen auch eine Jede mit Jrem Puben schlafen gangen, und er mit seiner Müffin unter ein Paum.» Er fuhr auf einem Besen heim, wobei der Böse vor ihm sass, und war eher daheim, «denn einer möchte ein Ey essen».

b) Die Prattelenmatte wurde von weither von Hexen und Hexern besucht. Eine von Brittnau, die auf einem mit «Arbonen salb« gesalbten Stuhl hingefahren war, gesteht ihren Luzerner Richtern (1549), es seien wohl hundert dort beieinander gewesen, etliche aus dem Zürich- und Bernbiet, aus dem Willisauer Amt und dem Entlebuch. Andere fuhren auf Kunkeln hin, andere auf Besenstielen.

Ein bernischer Landstreicher ist zusammen mit einem Geiger und einem Sackpfeifer auf Anstiften von drei Hexen hingekommen; dort seien «by 50 Manns- 200 Wybspersonen» gewesen.

c) «Die grosse Linde zu Pratteln wird in den alten Brieffschaften sehr oft angezogen. Sie wäre nicht weit von dem Schlosse entfernet, und stuhnde entweders auf demjenigen Platze, wo nunmalen auch ein solcher Baum bey dem Wachthause stehet; oder aber weiter hinunter auf demjenigen Platze, wo die Wege gegen Basel und Muttenz sich scheiden, und dismalen einige Nussbäume stehen. An diesem letztem Orte pflegten die alten Einwohner von Prattelen, so oft die Pestseuche bey ihnen regierte, sich zu versammeln, und die Furcht des bevorstehenden Todes mit öffentlichen Dänzen und Reihen zu vertreiben. Man mag dessen noch einige Spuren bey der heutiges Tages zu Prattelen fortdaurnden Gewohnheit anmerken, da die Knaben und Töchtern an den Sonn- und Festtägen auf den Abend bey der Linden zusamen kommen, und allda einige Stunden mit Psalmen und Liedersingen zubringen.

Sonsten wäre in den abergläubischen Zeiten diejenige Matte, so unten an dem Dorfe gegen die Hard ligt, wegen dem Hexendanz sehr bekannt, als auf welcher annoch in dem Jahre 1678. derjenige abgebrannte Krais gezeiget wurde, auf welchem dise Nachtgespenster ihre Zusamenkunften sollen gehalten haben. Dise Gegend wird noch heute die Hexenmatte genannt.»

d) «Auf der Hexenwiese zu Pratteln, Kanton Baselland, zeigt sich eine schwarze Kutsche, die gewöhnlich als Vorbote eines Todesfalls erscheint; hört man aber nur ihr Gerassel, so bedeutet`s schlechtes Wetter.»

e) Vor Zeiten kamen auf der Hexenwiese die Hexen von nah und fern zusammen, selbst aus dem Schwarzwald und aus Frankreich Von den Tänzen waren Kreise verdorrten Grases zu sehen, das unter den Tritten der Hexen versengt und verbrannt war. Der Teufel, der an diesen Festlichkeiten ebenfalls teilnahm, kam gewöhnlich in einer schwarzen Kutsche angefahren.

f) Auf der Trockenlegung der Wiesen mag es beruhen, «dass die vor einigen Jahrzehnten noch in der fast baumlosen Hexmatt auffallenden Hexenringe verschwunden sind. Es waren dies durch einen Bodenpilz bedingte ringförmige Verfärbungen des Rasens, für deren Entstehung man in der Gegend die Schwarzwaldhexen verantwortlich macht, die über den Rhein kamen, um auf der Pratteler Matten ihre Tänze abzuhalten».

Pratteln

Quelle: P. Suter/E. Strübin, Baselbieter Sagen. Quellen und Forschungen zur Geschichte und Landeskunde des Kantons Basel, Band 14. Liestal 1976

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

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