a) Schon mancher hat sich gewundert, weshalb die Kirche von Lausen so abseits des Dorfes erbaut wurde. Heute, da sich die Ortschaft nach allen Seiten ausgedehnt hat, fällt es nicht mehr so auf wie früher, als die Kirche fast das einzige Gebäude auf dem rechten Ergolzufer war.
Nach einigen hätte die Kirche im Brüel, nach anderen in der alten Schulgasse im Dorf erbaut werden sollen. Schon lagen Bauholz und Steine bereit. Aber während der Nacht wurde durch unbekannte Hände alles an den abgelegenen Ort jenseits der Ergolz gebracht. Mit vieler Mühe schaffte man es wieder zurück, aber am nächsten Morgen war der Bauplatz wieder leer, und man fand Holz und Steine abermals an der vorigen Stelle. So geschah es auch noch ein drittes Mal. Da wurde beschlossen, diesem höheren Wink zu folgen und die Kirche zu bauen, wo sie heute steht.
b) «Die Frage, warum die Kirche so weit vom Dorfe weg liegt, ist leichter zu stellen als zu beantworten. Die Sage, dass die alten Lausener die Kirche beim Dorf bauen wollten, dann der Teufel ihnen aber die Steine weggerollt habe, weil er gefürchtet, die Bewohner würden zu kirchlich, ist recht gut erfunden, hat aber kaum geschichtlichen Wert; wahrscheinlicher ist, dass die Kirche an einem Orte erbaut worden ist, welcher schon in vorchristlicher Zeit eine Kultusstätte war.»
c) Man konnte sich zuerst nicht erklären, wie Bauholz und Steine an das rechte Ufer der Ergolz kamen. Zuletzt stellte es sich heraus, wer der Täter war, nämlich der Einsiedler Niklaus von von der Flüe. Weil er vom Volk als Heiliger betrachtet wurde, baute man schliesslich die Kirche dort, wo dieser das Baumaterial hingeführt hatte.
Lausen
Quelle: P. Suter/E. Strübin, Baselbieter Sagen. Quellen und Forschungen zur Geschichte und Landeskunde des Kantons Basel, Band 14. Liestal 1976
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.