Er ist ein grosser Mann mit Zylinderhut und langem, schwarzen Schwalbenschwanzfrack. Wie bei allen bösen Geistern ist sein Gesicht ganz braun und sind seine Arme und Hände dürr und knöchern. Er geht hauptsächlich bei Wetteränderungen um und hat einen bestimmten Weg, den er nie verlässt. Er kommt vom Schneggenberg her hinter den Nüntürm hervor und geht über die Chastelen hin.
Einmal waren der Erzähler und der Lehrer Fritz Kummer, geb. 1839, zur Traubenwache bestimmt. Damals waren am Chastelenrain und im Neusatz noch Reben. Als die beiden gegen Chastelen die Runde machten, sah der Erzähler vom Schneggenberg her den Chastelengeist kommen. Ohne Furcht gingen sie ihm entgegen, um ihm den Weg zu versperren. Sie trafen ihn dort, wo das Weglein auf der einen Seite von einem Schwarzdorndickicht, auf der anderen Seite von den eingehagten Reben begrenzt war. Ein Ausweichen war nicht möglich, die Traubenwächter und der Geist blieben stehen und glotzten einander an. Ringsum regte sich kein Lüftchen, plötzlich aber chuttete es in den Dornen, wie wenn ein Sturm dreingefahren wäre. Die Sträucher bogen sich und machten ein Weglein frei, durch das der Chastelengeist entfloh. Nachher schlossen sich die Dornbüsche wieder, und von der anderen Seite war ein klägliches Jammern und Stöhnen zuhören.
Der Erzähler wollte nachsehen, doch sein Begleitet war nicht dazu zu bewegen. Er hatte bis jetzt nicht an Gespenster geglaubt, nun aber war er eines Besseren belehrt worden und fürchtete sich.
Augst
Quelle: P. Suter/E. Strübin, Baselbieter Sagen. Quellen und Forschungen zur Geschichte und Landeskunde des Kantons Basel, Band 14. Liestal 1976
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.