Feuer und Rauch schnaubte der Drache, der vor vielen Menschenaltern das Schwändital bei Näfels unsicher machte. Die Bergler verliessen ihre Häuser und die Sennen ihre Hütten. Das Wildheu wurde überreif, denn kein Bauer wagte sich mehr hinauf. Selbst die Jäger wichen dem verrufenen Tale aus. Zwar war ein hoher Preis für den Drachentöter ausgesetzt, doch war bis jetzt jedem das Leben lieber als das Geld gewesen.
Ein armer Ritter, der sein Ansehen eingebüsst hatte, vernahm von der Not im Schwändital. Er beschloss, den Drachen zu bekämpfen, um durch diese Heldentat seine Ehre zurückzugewinnen. Mit einem Schwert und einem von Dornen umwundenen Stecken bewaffnet, verliess der Edle das Dorf, begleitet von Wünschen der Einheimischen. Bald hatte er den gefährlichen Wurm entdeckt, der den Rachen aufsperrte und Flammen und Funken fauchte. Doch der Ritter hielt den Dornenstecken vor sich hin, eilte schnurstracks auf den Drachen los und stopfte ihm den Dornenwisch in den Schlund. Dieses Futter war selbst für einen Drachen zu rau. Er wälzte sich vor Schrecken hin und her. Dann wieder bäumte er sich auf, um den Ritter anzufallen. Der hatte sich aber versehen, packte sein Schwert und ritsch! hieb er dem Scheusal den wüsten Kopf ab.
Den Preis erhielt der Tapfere leider nicht, denn ein Tropfen des giftigen Drachenblutes hatte ihn berührt, so dass er alsbald sterben musste. Zuhinterst im Schwändital soll dem unerschrockenen, fremden Ritter ein Denkstein gesetzt worden sein, der aber heute nicht mehr gesehen werden kann.
Quelle: K. Freuler, H. Thürer, Glarner Sagen, Glarus 1953
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung, www.maerchenstiftung.ch