Als noch eine grosse Schar Geister und Gespenster unsere Gegend bevölkerte, schaute einmal eine junge Frau in Näfels zur Nachtzeit nach dem Wetter aus. Sie erschrak nicht wenig, als sie in dem Walde oberhalb des Fahrtsplatzes einen wandelnden Lichtschein erblickte und bei näherem Zusehen eine lange, dürre Gestalt erkannte, die eine altertümliche Laterne trug. Bald wusste das ganze Dorf, dass dort oben etwas nicht in Ordnung war, weshalb die erfahrensten Männer zusammentraten, um darüber nachzusinnen, was für einer da zum Wandeln verdammt sein möchte. Sie konnten’s aber nicht herausfinden, und fragen wollte man den seltsamen Laternengeist nicht. Schliesslich übernahmen es die Molliser, den Dürren nach Herkunft, Alter und Absichten zu verhören. Als der Lichtträger eines Abends wieder auftauchte, schlichen sich die Wägsten heran, um plötzlich in den Lichtkreis der Laterne zu springen. Doch in diesem Augenblick erlosch das Licht, und der Geist verschwand im Käsernloch. Man leuchtete in die Höhle – sie war leer. Da standen nun die Molliser ratlos vor dem Loch und ärgerten sich. Ihre Nachbarn hingegen gaben die Verfolgung noch nicht auf und suchten weiter. Unweit der Höhle fanden sie einen grossen Stein, den sie vorher nicht beachtet hatten. Jetzt kam er ihnen sonderbar weiss vor. In der Annahme, der Geist könnte sich in diesen Stein verwandelt haben, besprengten sie ihn mit Weihwasser, um den Laternenwandler wenigstens zu bannen. Tatsächlich sah man ihn seither nicht mehr.
Quelle: K. Freuler, H. Thürer, Glarner Sagen, Glarus 1953
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung, www.maerchenstiftung.ch