In früheren Zeiten trieb sich allerlei Bettelvolk aus dem Elsass in der Gegend von Muttenz herum. Darunter erfreute sich eine Wahrsagerin besonderer Beliebtheit. Von ihr liessen sich die Leute gegen kleines Entgelt die Zukunft voraussagen.
Aber auch mit anderen geheimnisvollen Andeutungen wusste sich die Hellseherin Geld zu verschaffen. So gab sie einigen gutgläubigen Muttenzer Bürgern zu verstehen, auf den Gruetächern bei einem Birnbaum sei ein Schatz vergraben. Ein paar Männer, jeder mit Pickel und Schaufel auf der Schulter, liessen sich von der Frau an die Stelle führen. Bevor sie ihre Arbeit begannen, warnte sie die Wahrsagerin: «Wenn ihr bei den Grabarbeiten sprecht, fällt der Schatz bei jedem Wort tiefer in die Erde.»
Die Männer nickten einander zu und machten sich an die Arbeit. Sie pickelten und schaufelten und sprachen kein Wort.
Als sie bereits einen tiefen Graben ausgehoben hatten, verlangte die Wahrsagerin Bezahlung auf Vorschuss. Die bis dahin stummen Schatzgräber hielten inne und machten ihrer Empörung Luft. Die Wahrsagerin meinte aber nur, der Schatz sei wieder um einige Meter tiefer gefallen, entfernte sich und wurde nie wieder gesehen.
Der Schatz ist nie gefunden worden, und wer schweigsam und abergläubisch genug ist, kann heute noch danach graben.
Muttenz
Quelle: P. Suter/E. Strübin, Baselbieter Sagen. Quellen und Forschungen zur Geschichte und Landeskunde des Kantons Basel, Band 14. Liestal 1976
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.