Ein junger Schreiner von Münchenstein trifft abends spät von Binningen zurückkehrend beim Bruderholz einen grossen schwarzen Mann an, der ihn fragt: «Wohin?» und sich ihm zum Begleiter anbietet. Alsobald fühlt sich der Schreiner von seinem Geleitsmann in die Höhe gehoben und schwebend in der Luft gehalten. Wobei seine Glieder und Zunge gelähmt waren, obgleich ihm, wie er sagt, das Bewusstsein blieb. Solcher Zustand währte fort, bis er sich endlich abgestellt fühlt und zwar unterm Schwibbogen beim Pfarrhaus Münchenstein; es war früh um drei Uhr. Er probierte zu gehen und zu sprechen – und kann beides wieder, und so begibt er sich heim zu Bett. Hier aber bekommt er schreckliche Gliederschmerzen. Der Arzt wird gerufen. Von der Geschichte in Kenntnis gesetzt, erklärt dieser landschaftliche Doktor und Landwirt, hier könne er nicht helfen; er schickt also den Patienten zu den Kapuzinern nach Dornach. Mühsam schleppt sich der Schreiner, der unterwegs vor Schmerzen sich niederlegen musste, an die Klosterpforte und wird dort empfangen mit den Worten: «Was wollt ihr zwei miteinander?» Der Schreiner, sich allein wissend, erstaunt darob; aber noch grösser wird sein Schreck, als ihm die Kapuziner in einem vorgehaltenen Spiegel beweisen, dass sein nächtlicher Begleiter immer noch hinter ihm steht. Den Patribus von Dornach gelang es dann aber, den Rauracher Schreiner von jenem Unhold zu erlösen.
Münchenstein
Quelle: P. Suter/E. Strübin, Baselbieter Sagen. Quellen und Forschungen zur Geschichte und Landeskunde des Kantons Basel, Band 14. Liestal 1976
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.