der bewies, dass der Teufel zu Konstanz und der grosse Gott zu Schaffhausen, auch die Maria zu Einsiedeln und er Geschwister wären.
Zu Einsiedeln in dem Schweizerland hat es sich begeben, dass viele Leute, ihre Wallfahrt zu vollbringen, dahin gekommen sind. So hat es sich zugetragen, gegen Abend in einem Wirtshaus, als man aß, dass die Pilger geredet haben von der lieben Maria zu Einsiedeln, wie sie so gar gnädig wäre, auch von ihren Wunderzeichen, die sie getan hätte. Unter die Pilger war auch ein guter Gesell geraten, der nicht der Wallfahrt sondern seiner Geschäfte halber dahin gekommen war Der aß auch mit ihnen zur Nacht. Als nun die Pilger so viel Guts der lieben Maria zuschrieben, redete er auch das Seine dazu und sprach: „Wie hoch schätzt ihr sie doch, sie ist meine Schwester.“ So das die Pilger, auch der Wirt erhörten, erstaunten sie über diese Rede, und es ward so ruchbar, dass es dem Abt auch kund getan ward, welcher diesen guten Gesellen, als er vom Tisch aufstand, fangen und über Nacht in den Turm legen ließ. Morgens ließ er den Übeltäter, weil dieser die liebe, würdige Mutter Gottes geschmäht hätte und geredet, sie wäre seine Schwester, mit heftiger Klage vor den Rat stellen. Nach langer Klage fragte man den Übeltäter, was er damit gemeint hätte? Er antwortete: „Ja, die Maria zu Einsiedeln ist meine Schwester, und was noch mehr ist, der Teufel zu Konstanz und der große Gott zu Schaffhausen meine Brüder.“ Der Rat entsetzte sich ob dieser Rede, und sie steckten die Köpfe zusammen und sprachen: „Gewiss ist dieser ein Heiligenschmäher.“ Der oberste Richter fragte ihn weiter, um etwas mehr aus ihm heraus zu bringen: „Wie darfst du die schnöden Worte allhier ausstoßen, so von allen Landen jetzt Pilger hier sind und es allenthalben erschallen wird?“ Der Übeltäter antwortete: „Ich habe recht geredet, denn mein Vater ist ein Bildhauer gewesen, der den Teufel zu Konstanz gemacht hat und auch den großen Gott zu Schaffhausen und eure Maria und auch mich: darum sind wir verschwistert.“ Also lachten sie alle und ließen ihn ledig.
Aus: R. Frauenfelder, Sagen und Legenden aus dem Kanton Schaffhausen, Schaffhausen 1933.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch