Die Sage vom Otterngut

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

«E Gschicht, we me derig am Rande obe verzellt»,

Bargener Mundart

 

Im Chriesilaachet bä i emoll mit ’s Schwediuereche Haachel uf de Vämäärkt ihe ggange. Underwegs semm mer a allerhand cho, we ’s so goht; und uf der Hochstroß inne frog i en so mithää, worum da me ächt au dem uuggmachete Huus lingger Hand inn Fuulewise unne ’s Otereguet sägi. De Haachel däderet verrickt gern, denn er kennt alli Oertli im ganze Kanton, wo Lüüt gmarixlet worde sind und wo’s gaastet, und waaßt, worum da me de Battist und d’Franzischge und de Barööndli und de Judechüsser und ander arm Sünder gricht’ hät. Au kennt er schiergar all Hexe vo Staa bis go Schlaate. Dur sibe Böde dure verfluecht er si, da er de eebigjeger scho gsehe heig ufem Reyet usse und ’s Randeroß z’Begginge enne und de Schimelirüüter z’Atterf unne und d’Hobelgaas ghört im Rhyhirt inne und de Braatfueß z’Baargen obe.

Dorum hett er mi em beste chönne brichte über da Otereguet und hät au würklich aafange verzelle und Wäger numme uffghört bis zom Schlagbomm ihe.

Z’Obervogts Zyte seiid i dem Guet Mauche [= Hintersässen, Niedergelassene] gsy, die hebid e toll, buschberig Chindli gha, da hei Vrääli ghaaße. Wo da Vrääli zwaa oder drüü Johr aalt gsy sei, hei me imm z’Obed alemoll e Beckli voll Milch ggää und en Schwingge Brod derzue. Denn sei es vor ’s Huus ahe gsesse und hei ybröcklet und troostli bbroslet De Vatter und d’Mueter hebid müesse ierer Arbet nogoh, derethalbe hei me da Chindli mehretaals elaa hocke lo bis i di heel luter Nacht ihe.

Da Ding wär guet, fahrt de Haachel furt, am ene Obed wo ’s scho dimmer worde ist, chrücht e mordsmößig großi Otere uß em Chrebsbach unne uhe vor ’s Chindli ahe, chruglet si mit em Hindertaal zäme, stellt ’s Vordertaal stotzgrad uff und macht mit em Chöpfli aa Gnäägerli um ’s ander, we d’ Stadtlüüt, wenn si enand d’Zyt wüüsched. Die Otere hei soli hychelig uusgsehe und e glitzig, guldi Chröndli uf em Chöpfli traat, und da heb schinnt’s dem Vrääli uunig wollgfalle. Well es si aber nid uuskennt hät mit so Uuzyfer, se saat ’s zo dem Tier: „Se Busle, wottsch ka Milch?“ und hebt em nogment ’s Beckli ahe.

Schätz mer, da verdaalisch Oos sei kogäß gsy, suscht hett’s nid mit em Schnörrli im ganze Gschierli ummenand gnuelet und gwaulet und ’s Brot lige lo und no d’Milch glappet.

Im währede Lappe hät ’s Chindli dere Bästi umeder de Rugge gsträäpflet und a ierem Chröndli umme zirrlet und ere villmoll Aali ggää.

We si derno mit aller Milch grää gsy ist, macht si wider e Jümpferli, grad we wenn si si wett bidanke, und hüselet kunde- nend inn Bach abe. Vo da a ist die Otere all Ritt cho go Milch lappe und ’s Vrääli hät si mit der Zyt mordisch gern gha und z’stundewys mit ere bbrötschet.

All Rüng hät ’s siner Mueter verzeih, was es für e schöni langi Busle heb, wo is chüsse und schlecke toe. D’Mueter denkt: „He wa ist nonau da mit dere lange Busle, ’s würt woll naamis nid urche sy.“ Au de Vatter, wo me imm’s gsaat hät, hät welle, ’s müe öppis Ungrads dehinder stecke. Zletst wördet si roetig, si welid der Sach nohe gspore. Am ene Obed nimmt d’Mueter e Sägisseworb und huuret hinder d’Huustüre go lüsterle. Gly druff chrüücht mi Otere deher we ander Moll und fangt a Milch lappe. S Chindli gvätterlet mit ere we sus, streckt oppme de Löffel fürre, lot si e weng druus lappe und sürpflet derno ’s ander selber gar uus.

Wed’ Mueter daa sicht, verschreckt si manaad. Die Apple hät scho gmaant, iere Chindli sei verlöre, und wäred si chräit: „Ei se verryb, du Eerde-Täsch!“ stupft si dere Otere ’s Chröndli vom Chopf ewegg, da ’s i d’ Milch ihe plumpet ist. Die Otere gugget uhe, macht es Schnüfeli, Floeckli, als we wenn si falsch wär, und wütscht im Handumchehr in Bach abe. Vo der Stund aa hät me si gsehe und numme. Ueber daa ryßt d’Mueter em Chindli ’s Gschierli mit der Milch uß de Händlene und schlengget ’s in Bach abe, da ’s petscht.

Natürlich hät me vo da a numme tolet, daß ’s Vrääli elaa vor ’s Huus ahi sessi. Spöter hät ’s müeße uf d’Staag i d’Schuel und zletst isch es e chech, schö Wybervolk worde.

Am ene Sunntig de Morge ist Alles i d’Chilche ggange und no da Vrääli elaa dihaam bblibe. Denk woll, ’s würt au hättet ha oder im Kati glese oder am End gar so schö geistlich Lieder gsunge, wie im aalte Psalmebuech stönd, zom Byspill:

Reiß mich aus dem Sündenjammer,
Schmeiß auf mich den Gsetzeshammer.

Oder:

Das Abendmahl ist von der Mess
Was himmelweit Verschiedenes.

Sonig chreftig Lieder hört me jez kani meh - gruugget de Haachel - die Meitli und die Chnabe wüsset hüttigs Tags vo nüüt anderem z’singe als vo Helvezia und vom Morgerot und luuter sottige weltliche Dinge. Aber da chunnt no vo der neue Mode her und vo dem uumügliche Klaaderpracht und dere Hoffert. Üüse jung Volk hät efange e uumenschliche Großmuet. Chuum chunnt so en Glunggi vom Pfarrer, se goht er nid zerst etlich Jöhrli go dääne, we zo myne Zyte; nei, en aage Wese fangt er a. Langet 's nid zom ene Zug, se gmaared Zwää oder Drei und denn gyt s Händel und Prozeß und am End haaßt 's alli und jedi. Gib Acht, de Himel würt aber bä nöchstem e Zaache to!

Churzum, de Haachel hät si ganz in e Jast ihe ggyferet so da i en ha müeße abneh. Miera hät ’s wahl, wa me singi, mach i, i wett lieber die Gschicht vo dem Vrääli gar grää höre. De Haachel ist mit demm wider uf si Trumm cho und fahrt fürhäfurt:

Underwyli schlycht en Joggeluner obe über da Läubli, wo vo der Stroß zom Dach y goht, i ’s Huus ihe und durnüsteret ’s ganz vom Esterich bis in Chärr abe. Em Vrääli hät ’s vo oppis Unrichtigem ddötterlet, dorum hät ’s d’ Chammertüre bschlosse. S stoht nid lang a, se chunnt de Galööri au vor die bschlosse Türe und fangt a, am Schloß umme z’neggele, so daß ’s Vrääli schier verdatteret ist und bbepperet het we ne Brätschele. Wo da Türeschloß nid nohggää hät, se schlot de uugheit Kerli mit de Füeß nogment dra here, da ’s tonet. S Vrääli chräit Helfio und Mordio, aber well zentumme Näämer gsy ist, hät imm au Näämer chöne z’Hülf cho. Jez grad we d’Türe zäme bricht, fangt ’s i der Chammer a suuse und pfyffe und chrosle und vispere. Zo alle Löchlene und alle Späältlene y schüüßet übermachet vill Otere, grad we wenn si z’Hutte voll heretraat worde wärid. Scho ab dem isch de Pflütter ganz verhofft worde; wo die Tierli aber erst all geg im gschüützt und glellet händ, zäpft er si, we wenn en de Tüüfel ryti. Eh s Vrääli aber wider zo si selber cho ist, sind denn au die Otere suuber all wider furt pfurret. Sid der Zyt haaßt selb Huus s Otereguet, macht de Haachel; aber vo dem ville Schwätze ha i e ganz troche Muul übercho; lueg, do ist scho de Schlagbomm. – Sabie, mer wend ihe, gib i imm zer Antert; i will der en guete Schoppe zale für di unterhaaltlichi Gschicht.

 

 

Aus: R. Frauenfelder, Sagen und Legenden aus dem Kanton Schaffhausen, Schaffhausen 1933.

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch

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