Das Engelbrecht's Thor bey Schaffhausen

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Dort wo der Tannwald brauset, stand einst ein festes Schloß.
Darinnen hat gehauset Graf Kunrad und sein Troß.
Sin Sinn steht nur auf Rauben. Ihn freut nur Schwerdt und Speer;
Von frommem Gottesglauben ist seine Seele leer.
Drob fern vom Zecherschwarme die Gräfin grämet sich,
Und unter stillem Harme gar manche Nacht verstrich.
Und eh’ der Tag noch grauet, zieht sie zum Schloß hinaus
In’s Thal, wo stand gebauet ein schönes Gotteshaus.
In gläubigem Gebete fleht sie zu Gottes Huld:
„Des Ritters Seele rette von seiner großen Schuld.“
Der will sich nicht bekehren, Ihr Härmen ihn empört,
Ihr frommes Thun zu wehren sein böses Herze schwört.

Zum Klosterthor er reitet, den Pförtner ruft er her,
Nie, ernst er ihm verdeutet, sie einzulassen mehr.
Und wie am nächsten Tage sie bittend klopfet an,
Umsonst ist ihre Klage, ihr wird nicht aufgethan.
Da blikt voll hohen Glauben sie auf zu Gott empor:
„Den Trost laß mir nicht rauben; Dein Engel brech das Thor!“

Das Wort ist kaum gesprochen, sieht sie es schon gewährt;
Der Riegel ist gebrochen durch eines Engels Schwert.
Der spricht, wie er sich wendet zurük zum Himmelssaal:
„Dein Leiden ist geendet, sieh’ büßend den Gemahl!
Geholfen hat dein Glaube.“ Sie bliket hinterwärts,
Und sieht ihn knie’n im Staube, zerknirscht von Reu und Schmerz.

„Weh, ruft er, mir Elenden! Mein Wort schloß Dir die Thür.
Durch Hohn gar zu vollenden Dein Leiden, stand ich hier.
Doch, wenn auch meine Sünden Dein Gott vergeben kann,
O laß mich Gnade finden und fleh’ ihn für mich an!“
Von Himmelslust entzüket, vernimmt sie dieses Wort;
Mit ihm hinauf sie bliket zu ihrem starken Hort.
Sie hört der Herr der Gnaden, erbarmt sich seiner Pein.
Von Frevel und von Schaden ward seine Seele rein.
Die Wundersagen kamen gar bald von Mund zu Mund.
Noch thut des Thores Namen die Gotteshülfe kund.

(Jakob Ludwig Pfister, 1802-1833)

 

Aus: R. Frauenfelder, Sagen und Legenden aus dem Kanton Schaffhausen, Schaffhausen 1933.

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch

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