(erste Version)
Auf Burg bei Stein am Rhein liegt in den alten römischen Ruinen viel Geld vergraben. Bisweilen kam es vor, dass Schulkinder in dieser Gegend Geldstücke fanden.
Vor Zeiten wurde oft ein Wildschwein beobachtet, das aus einem Loch des Gemäuers herauskroch. Die jungen Burschen, die auf dem benachbarten Weideplatz das Vieh hüteten, kamen auf den Gedanken, dass hier der Schatz, von dem die Leute so gerne erzählten, verborgen sei. Während einer Nacht versammelten sie sich bei diesem Orte. Der Mutigste von ihnen sprach: «Ich will doch auch einmal sehen, was in diesem tiefen, schrecklichen Loche ist. Ich wag’s hinabzusteigen! Kameraden, gebt Stricke und ein Licht her.» Gesagt, getan. An einem Seil liessen sie ihn hinunter. Nach einer Weile zog er heftig an dem Strick, zum Zeichen, dass sie ihn langsam wieder hinaufziehen sollten. Oben angelangt, erzählte der Jüngling: «Als ihr mich etwa fünf bis sechs Klafter tief hinabgelassen habt, kam ich in einen Gang, der in ein tiefes Gewölbe führte. Ich schritt weiter und gelangte in ein anderes Gewölbe. Da sah ich einen dicken, grossen Mann an einem Tische sitzen. Um seinen Hals hing eine goldene Kette. Unter dem Tische lag ein grosser, schwarzer und haariger Hund, der mich gar böse anglotzte. Eilends ging ich wieder zurück.» So berichtete der Dienstbube.
Noch bis vor wenigen Jahren war das Loch zu sehen. Wenn man Steine hinabwarf, dauerte es eine Weile, bis sie unten den Boden erreichten, und der Ton, den sie erzeugten, liess vermuten, dass sich in der Tiefe noch verschiedene Kammern, Gewölbe und Gänge befinden müssten.
Aus: R. Frauenfelder, Sagen und Legenden aus dem Kanton Schaffhausen, Schaffhausen 1933.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch