a) Nach einer verjährten Volkssage soll eine von den eilftausend von Cölln nach Rom im dritten Jahrhundert gepilgerten Jungfrauen, namens Margretha, als Klausnerin sich zuerst hier angesiedelt und gelebt haben. Zwei von ihren Gefährtinnen, Ottilia und Chrischona, hatten sich zu ihren Niederlassungen zwei andere Berghöhen jenseits des Rheines gewählt. Da nun ihre Aufenthaltsorte einander im Gesichte lagen, so sollen diese frommen Anachoretinnen (Einsiedlerinnen) täglich frühmorgens ein gewisses Zeichen ausgehangen haben, wodurch sie sich sagten, dass sie noch lebten, an einander dachten und einander Gutes wünschten. Im Geruche der Heiligkeit wären sie nach der Legende gestorben, und nach vielen Wundern, die sie gewirkt haben sollen, hat der Glaube diese drei Jungfrauen als christliche Heldinnen vergöttert.
b) Auf dem Schlosse Pfeffingen hauste einst ein Ritter, der drei liebliche Schwestern hatte. Margaretha hiess die eine, Chrischona die andere und Ottilia die dritte. Nicht weit entfernt sassen auf ihrem Schlosse und Stammgut die drei Ritter Franz, Kilian und Rudolf von Tierstein. Diese waren den drei Burgfräulein in Minne ergeben und besuchten sie heimlicherweise, um ihre Gunst zu werben. Der Pfeffinger Ritter hasste aber die Tiersteiner. Einst erschien ihm auf der Jagd der Teufel in Gestalt eines Zwerges. Der Ritter überwand den Bösen und zwang denselben, ihm die Zukunft zu offenbaren. Nun weissagte der Zwerg, dass Schloss und Geschlecht derer zu Pfeffingen den Untergang erleiden sollten, während des Ritters Schwestern ewige Häuser bauen und ihre Namen sich in alle Zeiten erhalten würden. Dieser Spruch des Teufels ging dann auch in Erfüllung. Denn als der Ritter die Tiersteiner bei ihrem nächsten Besuche zu Pfeffingen gefangen nehmen und enthaupten liess, verliessen die Schwestern tief betrübt das Schloss, eine jede sich einen Ruheort für ihre Seele zu suchen. Margaretha zog auf die Höhe des Bruderholzes, während die beiden anderen Schwestern sich über den Rhein begaben, Chrischona auf den Dinkelberg, Ottilia auf die Anhöhe jenseits der Wiese. Eine jede errichtete sich an ihrem Zufluchtsorte eine Einsiedelei. «Eini cha zue der Andere seh; drum stelle si zobe, wien es dunklet, e Liecht ans Fänschter.» Während das Pfeffinger Schloss schon längst zerfallen und das Rittergeschlecht ausgestorben ist blieben die Wohnungen der drei Schwestern, wo heute Kirchen stehen, erhalten.
Binningen
Quelle: P. Suter/E. Strübin, Baselbieter Sagen. Quellen und Forschungen zur Geschichte und Landeskunde des Kantons Basel, Band 14. Liestal 1976
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.