Die St. Anna-Kapelle am Schwändelberg

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Die Leute von Trub im Bernbiet waren vom katholischen Glauben abgefallen und hatten ein schönes St. Annabild verworfen. Bald darauf fügte es Gott, dass ein frommer katholischer Glasträger aus Escholzmatt bei Trub vorbeiwandelte. Plötzlich sah er hinter einem Hag etwas glänzen. Beim Nachschauen war 's das verworfene Bild. Gleich lud er das Glasgeschirr ab und das Bild ehrfurchtsvoll auf, wobei seine Augen fleissig Wache hielten, dass kein Unberufener ihn belausche. Alles ging gut, er brachte das Bild nach Hause, wo der Hr. Pfarrer es am Abend noch andächtig auf den Muttergottesaltar in der Kirche abstellte, um dann folgenden Tag einen geeigneten Platz aufzusuchen. Am Morgen dann, da beim Aveläuten der Sigrist die Kirche betrat, war das Bild nirgends mehr zu sehen. Er zeigte es dem Geistlichen an und während man überall im Orte nach dem verlorenen Bilde forschte, kam vom Schwändelberge herab ein Schuster zu melden, dass da und da seltsamer Weise an einem Baume eine schöne St. Anna sei. Man stieg hinauf und fand zum Erstaunen, dass wirklich in der Nacht das Bild aus der Kirche hierher an die entfernte Stelle gewandert sei. Sie nahmen es wieder mit hinunter, wiesen ihm in der Kirche nochmals seinen Platz an und nachts mussten zwei Männer dabei wachen, dass es nicht wieder fortkomme. Aber siehe, morgens war es doch wieder fort, sie wussten gar nicht zu sagen wie. Es hatte neuerdings seinen vorigen Lieblingsort erwählt. Zum drittenmale nahmen sie 's hinunter, wachten und zum drittenmale schwebte es wundersam und unsichtbar hinauf. Nun wussten sie genug. „Die Heilige will nicht unten sein, sondern oben am Berge, wir wollen ihr an geeigneter Stelle eine Kapelle bauen," sprachen die Leute. Sofort ward ein Platz erwählt, etwa an der halben Berghöhe, damit man auch nicht gar zu weit zum Gnadenbilde zu gehen hätte. Der heilige Raum ward ausgesteckt und Baumaterial gleich zur Stelle geschafft. Das Bild stellte man einstweilen ganz nah dabei auf. Siehe, am Morgen war es nicht mehr hier, sondern wieder an dem auserwählten Orte auf der Höhe. Und nachdem es wieder dreimal so gegangen war, wie früher, gaben die Leute nach und bauten das Kirchlein da, wo die Heilige wollte. Der Baum, unter dem man sie jedesmal gefunden, ward auf Altarshöhe vom Boden weg umgehauen und der Strunk diente zum Stützpunkt des Bildes und des neuen Altares.

 

Quelle: Alois Lütolf, Sagen, Bräuche, Legenden aus den fünf Orten Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug, Luzern 1865. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung, www.maerchenstiftung.ch.

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