Die ersten Kirchen in den Waldstätten

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Vor uralten Zeiten, als im Lande noch mehr Heiden als Christen waren und letztere, die in Schwyz und Unterwalden wohnten, nur einen Priester hatten, mussten die Gläubigen aus Ennetmoos, in Unterwalden, das einemal nach Jberg im jetzigen Kanton Schwyz zum sonntäglichen Gottesdienste viele Stunden weit über See und Land und das anderemal umgekehrt die Jberger nach Ennetmoos pilgern.

Darum behauptet der Kirchgang Jberg immer bei allen feierlichen Kreuzfahrten unter den umliegenden Kirchgemeinden mit seiner Fahne den Vorrang. In den Revolutionsjahren 1800—1803 wollte man diesen den Jbergern entziehen. Da sind sie mit ihrer Fahne zu Haus geblieben, lieber, als dass sie dieses ehrwürdige Vorrecht aufgegeben hätten. Seit 1811 wurde ihnen auf Kommissar Fassbinds Verwenden der Vorrang wieder gestattet. Sie pflegen auch das Kreuz und die Fahne mit einem Kranz von Fluhblumen zu schmucken, zum Zeichen und Andenken, dass diese Christengemeinde anfangs in den hohen Bergen und wildesten Alpen bestanden habe.

Zu der Entstehung der Kirche in Jberg soll der heilige Apostelschüler Beatus das Meiste beigetragen haben, wie seine Legende sagt. Die erste Kirche sei auf jener Stelle der Gemeinde Jberg erbaut worden, die jetzt Mürlen oder Mujolon genannt wird und wo man auch Reste alter Wohnungen gesehen haben will und Spuren eines alten Saumweges ins Klöntal, von Einsiedlen über die Silalp her, nachweisbar sind.

Reiche Flüchtlinge sollen ihre Kostbarkeiten und Gold auf Maultieren in die Mürlen gebracht haben. - Als wieder ruhigere Zeiten erfolgten, wurde dieser wilde Ort „ob dem Holz“ verlassen.

Zu jener Zeit soll auf dem Föhnenberg bei Gersau ein Küfer gewohnt haben, der jeden andern Sonntag in einer dazu gemachten Stande von Gersau nach Beckenried hinüberfuhr und von da noch 3 Stunden weit bis zu Sankt Jakob zur Kirche ging.

 

Quelle: Alois Lütolf, Sagen, Bräuche, Legenden aus den fünf Orten Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug, Luzern 1865. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung, www.maerchenstiftung.ch.

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