a) Auf dem Kieshügel östlich von Urswil stand schon aus alter Zeit ein Bethäuslein, in dem die 14 Nothhelfer verehrt wurden. Dasselbe war dem Zerfalle nahe und niemand da, der es ausgebessert oder umgebaut hätte.
Damals sass auf dem Schloss zu Hohenrain ein Ritter, Johanniter-Ordens, der blind geworden. Kein Licht drang in sein Auge; nur wenn er von dort aus sein Gesicht nach Südwest richtete, gewahrte er in der Richtung, wo das Bethäuslein stand, einen hellen Schimmer. Er liess Nachfrage halten und vernahm den Verfall des Bethäusleins. Er entschloss sich zur Erneuerung. Den alten kleinen Bau liess er abtragen und an dessen Stelle eine grössere Kapelle mit einem Altare, geweiht wie bisher den 14 Nothhelfern, erbauen. Als das Kirchlein vollendet und der frommen Andacht eröffnet war, erhielt auch der Erbauer sein Augenlicht wieder. Aus Dankbarkeit hat er zum Unterhalt der Kapelle noch Stiftungen getan und Bodenzinse übertragen, die zum Teil gegenwärtig noch auszurichten seien. Auch habe er das Bild der heiligen Otilia, der Fürbitterin im Augenleiden, in der Kapelle aufrichten lassen.
b) Um 1779 lebte auf der Aha-Mühli in Sarnen der Gerwer Anton Wirz. Er war es gewöhnt, nachts vor dem Schlafengehen noch eine Zeitlang zum Fenster hinauszuschauen. Nun sah sein scharfes Auge einst viele Abende nacheinander, wie es in die Nacht hinaus spähte, über einem Wald in der Richtung nach Kerns, dort wo er seine Sommerweide, einen trockenen unfruchtbaren Grasboden, hatte, ein Licht schimmern. Ängstlich geworden, fragte er einen Kapuziner um Rat. Da ward ihm der Bescheid, dort, wo das Licht sich sehen lasse, einen steinernen Bildstock zu errichten. Das Bild sollte die Mutter Gottes darstellen und eine Bank für die fromme Rast der Reisemüden angebracht werden. So geschah es. Und wie der Bau vollendet war, verschwand auch das Licht für immer. Der Platz ist zwischen Boribach und Kermat, am Fussweg von Kerns nach Sarnen. Es wird dort viel gebetet, besonders von jenen, die das kalte Fieber haben.
Quelle: Alois Lütolf, Sagen, Bräuche, Legenden aus den fünf Orten Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug, Luzern 1865. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung, www.maerchenstiftung.ch.