a) Alte Leute sagten, wenn sie im Sommer bei den Ruinen von Rudenz (Obwalden) Heu gesammelt, hätten sie am Mittag bei dem Schlosse klingen hören, als ob jemand einen Korb voll silberner Löffel auf einen Tisch ausschütte.
b) Ein Knabe, Melk Jmfeld, ritt einst auf einem Schlitten hinter dem Schlosse Laudenberg zu Sarnen. Eine herrliche Jungfrau mit einem grossen Topfe voll Gold rief ihm zu: „Werfe ein Pfand darauf." Der schnell vorbei reitende Knabe tat es nicht und weg war Jungfrau „Erzarun" und Gold. Dieser Knabe war mein Grossvater.
c) In den Burgrümmern am Fusse des Brünigs, auf der Burgfluh kann am Charfreitag um Mitternacht ein Schatz enthoben werden.
d) Westlich von Giswil erhebt sich der sogenannte Giswiler-Stock. Auch darin ist ein Schatz verborgen von lauter Gold, der sogar zum Vorschein kommt und den man glänzen sieht. Aber er wird von einem Geist gehütet, der, wenn sich jemand nähert, Steine wirft und rollt, so dass es unmöglich ist, dem Schatze beizukommen.
e) In der Ruine Neuhabsburg bei Meggen sonnt jeden Charfreitag während dem Gottesdienste ein Geist sein goldenes Kegelspiel. Jünglinge aus dem Dorf wollten einmal dem Schauspiel abwarten und hatten sich nicht nur mit Bränz versehen, um sich bei Courage zu erhalten, sondern auch mit geweihten Gegenständen, um selbe sogleich auf den Schatz zu werfen und ihn so zu bannen. Allein sie harrten umsonst und hatten nichts gewonnen als das Ausgelachtwerden.
f) In der Alpe Sörenberg ist ein goldener Wagen. Mal waren einige drauf und dran ihn zu erhaschen, als einer das Maul nicht hielt und alles verdarb. Von Zeit zu Zeit rückt der Wagen aus der Tiefe der Oberfläche näher. Schon guckte einst die Deichsel ein Stück weit hervor. Ein Senn, der kam um zu mähen, achtete sich nicht und hieb mit seiner scharfen Sense das Deichselstück mit dem Grase weg.
Quelle: Alois Lütolf, Sagen, Bräuche, Legenden aus den fünf Orten Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug, Luzern 1865. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung, www.maerchenstiftung.ch.