Dieser riesenhafte Mann aus dem Melchthal soll den Platz zur Erbauung der dortigen Kapelle hergegeben haben und dieses auch die Ursache gewesen sein, weshalb er nach einem unglücklichen Tode noch gerettet wurde. Man sagt von ihm unter anderm, dass er auf einen Gang 7 Centner Eisen aus dem Melchthal, wo ehedem eine Eisenschmelze gewesen, getragen und dabei spazierweise in der Melcha gefischet habe. Im Zurückkehren trug er ein Salzfass von 7 bis 8 Centnern ins Tal, dabei wieder mit Fischfang sich beschäftigend. Aus einem halben Viertel Mehl kochte er sich auf eine Mahlzeit ein sogenanntes „Kohlermus"; ass dann aber die ganze Woche nichts mehr. Mit seiner Riesenstärke übervorteilte er andere Gemeindsgenossen. Als man auf dem Genossenlande Heu sammelte und jeder das Recht hatte, gleich viele Wische oder Bürden zu nehmen, jedesmal so viel in ein Seil oder Garn fasste und es nach Hause trug, als sonst vier andere Männer, die mit ihm gleich berechtiget waren, aber begreiflich nicht so viel als der Rotzer zu tragen vermochten. — Nach seinem Tode wurde er oft gesehen, wie er von sieben bösen Geistern an einer Kette geführt und gehandhabt wurde. Man dachte auf seine Rettung, welche in der Folge durch Kaplan Troxler auf der Alp Walsli durch Beschwörung stattfand. Diese Rettung soll eben deshalb möglich gewesen sein, weil Rotzer den Platz zum Kapellbau hergegeben hat.
Quelle: Alois Lütolf, Sagen, Bräuche, Legenden aus den fünf Orten Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug, Luzern 1865. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung, www.maerchenstiftung.ch.