a) Der Stanserberg heisst auf der Seite gegen Obwalden Branzhorn und einen Abhang desselben nennt man Steinberg. Dieser wurde von Bergmännchen bewohnt. Die kleinen Leute waren von benachbarten Älpern und den am Abhange des Berges wohnenden Güterbesitzern sehr hilfreiche und werte Gäste.
In der Nähe des Steinberges erstreckt sich eine Alp sammt Heuland, welche Obfluh heisst, und ziemlich tiefer unten liegt die Rütimatt. Oben im Steinberge befindet sich eine Felsenhöhle, welche die Wohnung solcher Bergmännchen war. Unter ihnen gab es vorzüglich eines, das sich sehr hilssbeflissen zeigte. Zu Sommerszeit nahm es häufig in den Sennhütten Obfluh und Rütimatt seine Einkehr, leistete den Älpern verschiedenartige Hilfe bei Besorgung des Viehes, Einsammlung des Heues und dergleichen. Dafür wurde es von ihnen recht gastlich mit Älplerspeisen bewirtet, kurz es war der vertraute Hüttengenosse der Älpler, hatte aber immer den eigenen Sitz. Auf Obfluh durften sie sogar abwesend sein, und dem sonst wilden Gaste die Besorgung des Viehes allein überlassen. Doch machte er denselben bei ihrem Fortgehen allemal die heitere Bedingung, dass, wenn der Föhn im Anzuge sei, sie unverweilt zur Besorgung des Viehes auf die Alp kommen sollen, denn in diesem Falle werde er nicht zu Diensten stehen. – In der schon genannten Rütimatt aber spielten lose Leute diesem guten Manndli eine Posse. Wie sie nämlich dasselbe einst den steilen Felsenabhang hinunterkommen sahen, erhitzten sie schnell den Stein, worauf es in der Hütte zu sitzen pflegte. Es kam und sass auf die stark erwärmte Platte, entfernte sich sogleich und erschien nachher nicht mehr.
b) In Dallenwil (in der Tableten, wie das dortige Heimwesen heisst) stellte sich ebenfalls ein solches Berg Männchen ein, und das besonders zur Zeit, da man das Heu einsammelte. Dasselbe leistete vorzüglich Hilfe im Felde, wann Regen oder Ungewitter die Leute überfallen wollte, sie vollauf mit Einheimsen des Heues beschäftigt waren und damit nicht fertig werden konnten. Alsdann erschien es mit zwei „Haselzwicken“ oder Haselruten, stellte sich hinaus in das liegend Heu oder Emde, schlug mit diesen Ruten recht gewaltig um sich, worauf das Heu anfing sich vom Boden zu erheben, im wirbelnden Kreise sich bewegte, allmählig dem Gaden (Scheune) sich näherte und auf allen Seiten zu den Öffnungen oder „Schwemmen" desselben mit aller Heftigkeit hineinflog, währenddem hintendrein das Manndli fortwährend stark gegen das einfliegende Heu losschlug. Nach getaner Arbeit oder auch sonst gaben die Hausbewohner ihrem gewandten Gehilfen zu essen. Auch dieses Manndli wurd durch eine Unartigkeit vom Ofenbank, seinem gewöhnlichen Sitze, verscheucht, und erschien ferner nicht mehr.
Quelle: Alois Lütolf, Sagen, Bräuche, Legenden aus den fünf Orten Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug, Luzern 1865. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung, www.maerchenstiftung.ch.