In der Alp Fontanen in der Gemeinde Giswil ist, von Steinen aufgebaut, ein Türmchen, das „Heidentürmchen" genannt. Man behauptet, die alten Heiden hätten selbes errichtet. Dieses Türmchen hat seine auf einander gelegten Steine, welche dessen Säulen ausmachen, mit so gutem Mörtel befestiget und verkittet, auch diesen Säulen im Kapital oben so viel Gewicht und Festigkeit gegeben, dass auch der stärkste Älpler oder Hirte, welcher hinaufklimmt und an seinen Säulen mit beiden Händen rüttelt, doch gar nichts aus einander reissen kann. In der Nähe dieses Heidentürmchens und auch sonst noch an andern Orten dieser Alp Fontanen befinden sich viele grosse Steine, in welchen Menschenfüsse, auch Füsse von Tieren eingeprägt sind. Dieses hört man auch von andern grossen Steinen in Obwalden auf Bergen, Alpen und Allmenden. Man erzählte mir auch, ein Jüngling oder Hirte von Giswil habe einst, als er neben diesem Heidentürmchen stand, ein heftiges Verlangen gehabt, so einen alten Heiden, ein „Heiden-Mandli", zu sehen und sogleich sei ein solcher Heide erschienen, gehüllt in rauhe Tierfelle. Der Jüngling erschrak heftig und lief davon. Auch hörte ich schon oft von Leuten aus Giswil, wie sie dort im Grundwald und Mörli Gespenster von „alten Heiden, Heidenmannli" (gewöhnlich am Tanngrotzen oder den Tierfellen kennbar) wollen gesehen haben. Der Tanngrotzen dient als Stab und Waffe.
Quelle: Alois Lütolf, Sagen, Bräuche, Legenden aus den fünf Orten Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug, Luzern 1865. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung, www.maerchenstiftung.ch.