In der Streggelnnacht zogen Trienger ins Oelerhölzli (Buchwald ob dem Dorf), um die Streggeln zu jagen und zu fangen. Einer, Ruckli mit Namen, gab den Sack dazu und denselben offen haltend durchzogen sie die Strassen bis in den Wald, indem zwei den Sack hinhielten und andere die Jäger machten. Der Abrede gemäss sollte einer von ihnen im Walde warten und als Streggelen in den Sack springen. Dieser aber kam zu spät, da schon vorher der Sack voll wurde. Nun ging 's bergab dem Dorfe zu, wo sie schweisstriefend mit ihrem Fange ankamen und denselben hinter den Ofen stellten. Sie trieben jetzt Spott mit der Streggelen und riefen: „Ragöri, wo bist?" Wie wurden sie totenbleich, als eine fremde Stimme unheimelig aus dem Sacke antwortete: „Hinter Öf; hier hinten ins Rucklis Sack." Eben trat der, welcher in den Sack springen sollte, nun auch in die Stube und jetzt wurde offenbar, dass sie für ihre Frechheit bestraft wurden und die wirkliche Streggelen in den Sack bekamen. Nur in Begleit mit Kreuz und Fahne konnte dieses Unding wieder in den Wald zurück gebracht werden. Andere erzählen, dass dann aus dem Sacke ein katzenartiges Tier gesprungen sei und durch die verschlossene Türe sich auf und davon gemacht habe. In der Türe aber sei das Loch geblieben und habe nicht mehr vermacht werden können. Der Stregglenträger sei bald nachher gestorben aus Schrecken und Überanstrengung seiner Kräfte, da der Sack eine übernatürliche Schwere hatte.
Das Gleiche soll auch in Sempach vorgefallen sein.
Quelle: Alois Lütolf, Sagen, Bräuche, Legenden aus den fünf Orten Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug, Luzern 1865. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung, www.maerchenstiftung.ch.