Sehr oft hat in der wilden Götterjagd eine Frau teils mitanführenden oder dominierenden Rang, teils leidenden Anteil. Ihr Name lautet Streggelen, Grosskellerin, Pfaffengälere.
Beim Streggelenjagen war immer einer mehr, als man anfänglich in der Gesellschaft Personen gezählt hatte, auch wenn wirklich niemand hinzugekommen. Sie mochten zählen wie sie wollten, es war einer mehr und doch konnte man nicht sagen, welcher.
Es war im Winter, um jene Zeit, da sie im Entlebuch die Streggelen jagten. Da machten sieben Buben am Schüpferberg mit einander aus, selbe Nacht im Namen des Türsts und der Streggelen auf einem Schlitten bergab zu fahren. Kaum setzten sie ihr Fuhrwerk in Bewegung, als die Sieben mit Schrecken acht Schatten bemerkten und unter diesen einen riesengrossen. Auch schien der Schlitten mehr zu fliegen als zu gleitten und es war ihnen, als ging es gar weit und hoch. Voll Todesangst taten sie endlich das Gelübde, daheimen ein Kapellchen zu stiften, wenn Gott sie aus dieser Not erlöse. Darüber ging ihnen alle Besinnung aus und wie sie wieder zu sich kamen, fanden sie sich irgendwo am Boden liegend und den Schlitten umgestürzt bei ihnen. Allmählig erkannten sie die Gegend, sie waren unten am Berge, aus dem oben ihre Heimwesen standen. Glücklich heimgekehrt, machten sie sich daran, ihr Versprechen Gott zu lösen. Und wie sie anfingen, das Fundament zu graben, da stiessen sie auf einen grossen Schatz alter Berner Neutaler, die sie alle für die Kapelle verwendeten, so dass diese jetzt viel grösser und reicher dotiert ausgeführt werden konnte, als es sonst der Fall gewesen wäre. So entstand die Sankt Josephskapelle am Schüpferberg.
Quelle: Alois Lütolf, Sagen, Bräuche, Legenden aus den fünf Orten Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug, Luzern 1865. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung, www.maerchenstiftung.ch.