Balthasar Jörgi, genannt Hunkeler, von Nebikon im Amte Willisau hat an Donnerstag vor Oswaldi 1509 erzählt. Hinter Mathis Jörgis Haus zu Nebikon führt ein Kilchweg vorüber, auf dem man gewöhnlich alle Nacht etwas Gespensts hört. Also auf eine Zeit ist er bei guten Gesellen in gemeldetem Hause gewesen und hat getrunken. Mittlerweile musste er hinaus und nun kam ihm der Gedanke, möchte doch lugen, was für ein Gespenst vorhanden sei. In dem hörte Jörg: ein Geräusch daher kommen, sah etwas und wollte mit ihm reden. Fuhr ihn sogleich das Gespenst an und mit ihm auf und davon, so dass er nichts mehr um sich selber wusste. Das bemerkten aber seine Gespanen, liefen nach, gewannen und führten ihn heim, wo er drei Tage lag, bis er wieder zu Sinnen kam. Nun beichtete er und versprach eine Wallfahrt nach Sankt Jakob. Sogar eine Strafe an die Obrigkeit musste er bezahlen, weil ihn der Teufel habe nehmen wollen. Ihrer sechzehn Männer begaben sich wirklich auf die Pilgerschaft. Allein in Toulouse mochten sie wegen Condéschem Kriegsvolk nicht weiter gelangen und mussten zurück. Darauf, an der Messe, begab sich Jörgi nach Willisau an den Schiesset. Und als er daselbst bei der Kronen zu Nacht gegessen, haben etliche ihn angezogen, er sich gewidert und geredt: „Es freut mich nicht zu singen, ich wäre denn bei Sankt Jakob gewesen und hätte meine Fahrt verrichtet.“ Doch sunge er letzlich. War aber ein Berner da, dem es nicht gefiel. So wurden sie stössig. Und als nun auch der Wirt ihn anfuhr, er sei ein Hudler, solle ihm seine Gäste ruhig lassen; da brannte Jörgi heftig auf: „Ich bin kein Hudler, ich bin als gut als du.“ Und redete dann Hans Marti, der Wirt: Nein, denn der Teufel hätte ihn einmal genommen. Jetzt ging der Grimm erst recht los und dem Jörgi entfielen etliche grobe Schwüre, wusste selbst nicht wie. Meinte, es geschehe ihm gross Unrecht, sei er doch nicht mit Willen in das Gespenst gekommen und habe es teuer gebüsst. Allein es ging ihm noch schlimmer. Denn der Flüche wegen verklagt, wurde er in Willisau um hundert Kronen gebüsst. Sein Gütchen hätte kaum so viel ertragen. Deshalb wandte er sich an die gnädigen Herren und Obern in Luzern, erzählte und stellte ihnen alles dies vor, bat untertäniglich um Gnade. Dies war der Anlass zur Aufzeichnung dieser Geschichte.
Quelle: Alois Lütolf, Sagen, Bräuche, Legenden aus den fünf Orten Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug, Luzern 1865. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung, www.maerchenstiftung.ch.