Nicht jedermann gefiel es, dass die Stadt Luzern (1332) sich mit den Ländern verband, und etliche wären lieber österreichisch geblieben. Wie diese merkten, dass sie im offenen Stimmenmehr zu kurz kämen, suchten sie durch einen Gewaltstreich sich zu helfen. Johann Müller hat eine farbenreiche Schilderung. „Da kamen die vornehmer Geschlechter überein, die Gönner der Waldstätte bei Nacht umzubringen und wenn alles mit Blut, Schrecken, Getümmel und Wehklagen erfüllt sei, Luzern dem Fürsten zu übergeben. Diese Verbindung erforderte, dass die Partei zu bestimmter Stunde in Samkt Peters und Paulsnacht, welche vorletzten Brachmonats ist, an einem einsamen Ort am See unter dem Schwibbogen der Trinkstube der Schneidern sich bewaffnet versammle. Es geschah, dass ein Knabe unter dem Schwibbogen Waffen klirren und murmeln hörte. Ihn vertrieb Furcht als vor Gespenstern. Jene hielten ihn fest; aber indess sie sich den Tod einer grossen Anzahl Bürger vorgenommen (so wenig Menschen sind ganz böse als ganz gut), entschlossen sie sich nicht, diesen Knaben zu töten; sondern sie nahmen einen Eid von ihm, dass er nicht mit ihren Feinden sprechen wolle. Der Knabe, welchen sie hierauf ausser Acht liessen, entkam, schlich auf die Trinkstube der Fleischer, wo einige spielten und erzählte dem Ofen, wo und wozu viele Bewaffnete sich versammeln und warum er Menschen solches nicht sagen dürfe. Die Zechgesellen weckten und berichteten die Obrigkeit und Bürger; die Urheber der Verschwörung, die sich glücklich schätzten, heim zu schleichen, wurden bewaffnet angetroffen, oder an dem Zeichen eines roten Ärmels erkannt und in Verhaft genommen. In der Nacht fuhren Boten in die Waldstätte und brachten 300 Mann Hülfsvolk. Den Verschworenen wurde das Ansehen genommen.
Quelle: Alois Lütolf, Sagen, Bräuche, Legenden aus den fünf Orten Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug, Luzern 1865. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung, www.maerchenstiftung.ch.