Unterwaldner sollen um 1212 einen kriegerischen Einfall nach Wallis gemacht, die rote Kumme - auch Jäginen genannt - im Hintergrunde des Lötschtal und das Baldschiedertal durchstreift haben. Hier blies der Kuhhirt alsogleich ins Horn, dass man es zu Visp und in der umliegenden Gegend zu Berg und Tal hörte und verstand. Schnell sammelten sich die Rottmeister zu Raron und brachten mit ihren tapfern Landleuten dem Feind eine blutige Niederlage bei. Auf Mund in der Kirche ist noch eine Fahne, welche die Jahreszahl 1212 trägt. Unter den Gefallenen war der Hirt, welcher ins Horn geblasen. Ehe die Hülfe angekommen, sei er vom Feinde in Schotten lebendig gesotten worden. Davon gibt es im Wallis ein Volkslied.
Die zweite Erinnerung dieser Art haftet an der Alpe Schlacht auf Sörenberg im Entlebuch. Unterwaldner kamen zu Thorenbergs Zeit, also vor fünfhundert Jahren, in diese Gegend, um Kühe zu rauben. Den Senn warfen sie häuptlings ins Kessi voll siedender Milch. Der Untersenn hingegen entzog sich dem Feinde und blies ins Alphorn:
Hohpen o Blessi,
Der Senn lid im Kessi
Hinterheinis Trichelkue
Gaht uf Unterwalden zu.
Solches hört zu Emmenegg das Meitli, das Kraut am Brunnen wäscht, geht und teilt dem Vater mit, was der Untersenn geblasen. Gleich bricht er mit noch einem auf gegen Schwarzenegg zu, wo er den Senn im Kessi trifft. Dann forschen sie nach den entführten Kühen, die sie auf der Länderegg finden. Der Feind, der sorglos in der Sennhütte sich der Freude hingibt, zu täuschen, nimmt einer der Treichelkuh die Treichel ab und treichelt immer zu, während die andern mit dem Vieh wieder heimwärts ziehen. Das hat nun zu einer Schlacht Veranlassung gegeben, die in Sörenberg vorfiel und worin der feindliche Fähndrich die Entlebucher, auf sein rotweisses Panner anspielend, spöttisch fragte, ob sie das Weisse wollten oder das Rote. Da erschoss ihn ein Knabe mit einem Pfeil und erbeutete die Fahne, die hernach zu Schüpfheim aufbewahrt wurde.
Das dritte Mal sind es die Entlebucher, die auf der Alp Aelgau hinten im bernerischen Habkerntal feindlich erschienen und Beute machten. Wiederum wird der Küher in heisssiedender Molke erstickt und bläst ein rüstiger Hirtenjunge durch den hölzernen Milchtrichter den Notruf ins Tal, so stark, dass er zerberstet. Drunten vernimmt wieder zuerst die Geliebte die Klänge, geht und bietet das Volk zum Kampfe auf, den es siegreich bestand und zwar bei der Wehri, die wie eine Erdschanze aussieht und wo man Gefässe und Schwerter ausgegraben habe.
Quelle: Alois Lütolf, Sagen, Bräuche, Legenden aus den fünf Orten Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug, Luzern 1865.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung, www.maerchenstiftung.ch.