Wirtle heisst der Hügel zwischen Ballwil und Hochdorf, über den die Talstrasse seit Jahrhunderten führt. Zwei Wälder bedecken denselben und ein dritter, das Hasli liegt in der Nähe. Zwischen diesem und dem mittleren Wirtlenwalde führt ein Fussweg von Unterebersol über die Heuschlösser nach Urswil.
Diesen Weg ging vor mehr als 80 Jahren der alte Wagnerhansjeri (Johann Georg Müller) zu Urswil ab der Stör zu Unterebersol. Es war eine finstere Nacht. Als er die alte Strasse überschritten und in die Weid zwischen beiden Wäldern getreten, da hörte er gegen sich zu etwas rauschen. Kaum bemerkt, war es schon zwischen seinen Beinen durchgefahren, verrauschend im nahen Walde. Was es gewesen, wie es ausgesehen, das konnte der alte Wagner nicht recht beschreiben, es habe zunächst einem grossen schwarzen Hunde geglichen.
Der alte Wagner kannte die Furcht nicht. Zu jeder Stunde der Nacht ist er mit seinem Räf, und auch sonst, durch Wälder und Tobel gegangen, ohne je zu zagen. Auch hier schritt er rüstig heimwegs, ohne etwas anderes dabei zu denken, als ob das vielleicht etwa das Wirtlentier gewesen?
Als er heim kam, fühlte er sich unwohl. Das linke Bein nahe der Wade, wo das Tier gestreift, tat ihm wehe. Am Morgen war er krank. Immer mehr schmerzte das Bein. Es brach auf und die Wunde wurde so gefährlich, dass man die Abnahme des Fusses fürchtete. Mehr als ein halbes Jahr war verflossen und der Mann war noch nicht heil. Der Knochen war zum Teil zerstört. Da habe der alte Scherer Franz zu Hochdorf ihm ein Stück Holz einsetzen müssen. Endlich sei die Heilung eingetreten.
Noch viele Jahre darnach ist unser Wagner auf die Stör gegangen und das eingesetzte Holzstück hat des Paulihansen Baschi (Bruder meines Vaters) mit eigenen Augen gesehen und die Geschichte oft erzählt.
Quelle: Alois Lütolf, Sagen, Bräuche, Legenden aus den fünf Orten Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug, Luzern 1865. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung, www.maerchenstiftung.ch.