Einem König gebar seine Gemahlin ein Kind, dem sogleich die „Planeten gelesen" wurden. Die Planeten gaben traurigen Bescheid. Das Kind, verkündeten sie, wird im siebten Jahre in seiner bösen Stund sich erhängen. Darob verfielen die königlichen Ellern in tiefe Trauer. Das hörte eine alte Frau, kam und liess melden: sie wisse guten Rat. Vorgelassen sagte sie: „Wenn ihr dem Kinde morgens die Kleider anzieht, so sprecht dazu: In Gottes Namen. Und alles, was es immer verrichten mag, dazu soll das Kind sprechen: In Gottes Namen. Gelingt es, ihm diese Gewohnheit zur andern Natur zu machen, so ist es gerettet.“ Sie taten so und bestellten die Alte zur Lehrmeisterin. Als das Kind nun siebenjährig war, begehrte es einen Strick. Die Frau wusste, dass das leider sein müsse und gab ihm einen, aber sagte dabei: „In Gottes Namen.“ Das Kind ging nun auf den Estrich und wollte, wie ein unwiderstehlicher Drang es hiess, den Strick über einen Balken werfen. Oben auf demselben sass eine Katze, bereit den Strick hinüberzuziehen. Wie jedoch das Kind seiner Gewohnheit gemäss sein „in Gottes Namen" sprach, konnte die Katze den Strick nicht hinüberziehen und das Kind sich nicht erhängen. Nun ging es wieder hinab in die Stube und sagte: „Ich hab `s nicht können." Damit war die böse Stunde vorüber und glücklich vereitelt.
Quelle: Alois Lütolf, Sagen, Bräuche, Legenden aus den fünf Orten Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug, Bei dieser Sage gibt es keine genaue Zuordnung zu einem der fünf Kantone. Luzern 1865. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung, www.maerchenstiftung.ch.