Der Meye- oder Eyesee hinter Sörenberg liegt im Gold. Da nimmt es die kleine Emme her und trägt selbes weit fort.
Ein Berner Senn brachte einst hier einen Sommer zu. Weil sehr arm, ging er in Kriegsdienste. Da hörte er einmal in einem Wirtshause einem Gespräch zu. Man redete von der Schweiz und ihrem den Schweizern unbekannten Goldreichtum. „Der Schweizer wirft manchen Stein einer Kuh nach, der Stein ist mehr wert als die Kuh," hiess es. Dann kommen diese Männer noch auf den Eye-See zu sprechen. Jetzt wird er erst recht aufmerksam, kann seinen Mund nicht halten und sagt, er sei auch dort wohlbekannt und habe kein Gold wahrgenommen. Jene erwiderten, er habe nicht recht untersucht. Darauf bittet er um Urlaub. Daheim dingt er sich wieder als Senn hinauf an das Seelein. Nun ging es freilich anders. Er wurde der reichste Berner. Wie der König von Frankreich einmal drei Millionen von Bern entlehnen wollte und die Herren das Geld nicht hatten, da lieh er 's dem König und die Bernerregierung verbürgte. Aber er konnte vom König nichts mehr zurückbekommen und wollte nun, dass die Berner bezahlten. Sie weigerten sich mit der Ausflucht, sie seien nur Bürg, nicht Zahler, er müsse erst von dem König einen Abschlag haben. Das mochte er nicht tun, war er ja dennoch der reichste Berner. Er hiess Bürkli. Der alte Mann, Gott hab' ihn selig, von dem ich die Geschichte vernommen, fügte bei: „Mein Vater war am See, hat in ein Loch neben dem See einen Löffel, den er an seinem Stock befestigt und gekrümmt hatte, hinunter gesteckt und merkte, dass dieser vom fliessenden Wasser gezogen werde. Taucht tiefer und zieht hinauf. Es waren Steinchen drinn, für welche ihm ein Goldschmid 25 Gulden bezahlte."
Quelle: Alois Lütolf, Sagen, Bräuche, Legenden aus den fünf Orten Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug, Luzern 1865. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung, www.maerchenstiftung.ch.