Flühli und Sörenberg gehörten einst einem Herrn, der auf dieser seiner Herrschaft nach Gold und Schätzen graben liess. Die Arbeiter machten zwischen beiden genannten Orten auf dem rechten Ufer der kleinen Emme einen Stollen in den Berg und kamen so weit, dass sie schon ein sonderbares Rauschen und Wallen aus dem Boden vernahmen. Sie dachten, das sei der Geist, der das Gold hüte, er wolle sie einschüchtern. Die Knechte teilten deshalb dies Wahrgenommene dem Herrn mit und dieser stattete seine Leute mit einem Zaubermittel aus, das den Geist unschädlich zu machen die Gewalt haben sollte.
So gruben sie getrost im Schafte fort dem Geräusche nach und stiessen endlich statt auf Metall und einen Geist an eine frisch und reichlich sprudelnde Quelle. Eben plagte die Nachforschenden heftiger Durst, so dass ein Trunk nun sehr willkommen war. Allein kaum hatte der erste gierig den Mund voll eingenommen, so spie er die Flüssigkeit wieder mit Abscheu aus, solch widerlichen Geschmack dünkte sie ihn zu haben. Da musste nun doch wieder der Geist, aus Zorn, dass er ihnen vor dem Amulet das Weitergraben nicht habe verhindern können, das Wasser verdorben haben. Die Männer brachten von diesem Vorfalle ihrem Herrn wieder die Nachricht. Er befahl, ihm von dem Wasser zu bringen. Sobald er es gekostet, rief er hocherfreut aus: „Eine prächtige Salzquelle habt ihr entdeckt, die mehr wert ist als Gold und Silber."
Gleich wurde Hand angelegt, das Wasser zu sammeln. Allein es floss immer noch etwas sparsam. Nun liess der Herr, welcher von magischen Dingen etwas verstand, goldene Deichel machen, über welche kein Zauber mehr und kein neidischer Berggeist einen nachteiligen Einfluss ausüben konnte. Kaum waren sie bis tief in den Berg eingelegt, floss die Quelle voll und munter. So ging es einige Zeit. Einmal jedoch beging der Herr einen Frevel und von Stunde an war der Salzbrunnen verzaubert und mitsamt den goldenen Leitröhren verschwunden. Ein Bächlein rieselt dagegen immer noch in selber Gegend, in welchem eine halbe Stunde weit keine Fische leben. Das gilt als Beweis, dass der Salzbrunnen noch zu gewinnen wäre und die goldenen „Dünkel" auch, wozu wirklich mehrmals und selbst noch vor kurzem der Versuch gemacht worden ist. Leider kennt man nur das rechte Zaubermittel noch nicht, sonst läge der Schatz längst zu Tage.
Quelle: Alois Lütolf, Sagen, Bräuche, Legenden aus den fünf Orten Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug, Luzern 1865. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung, www.maerchenstiftung.ch.