By der Capell fliesst ein schöner clarer Brunne under dem felsen heruss. Der würdt geleitet in ein hölzinen Trog oder Kasten neben der Capell. Dieser Brunnen dient zu dem gebruch der Einsiedler und der biderben Lütten so von andacht oder badens wegen wie gehört werden sol dahin komment. Diser brunnen würdt auch genannt unser Lieben frowen Brunnen wunderbarlich erfunden, ein suber und herrlich gutt trinkwasser, ouch gemeinlich das kalte Bad, wie es dann von vilen an statt eines Bads gebraucht würdt und jch das selbs gesehen hab, glychwol mitt vil bedenkens. Dann es so kalt, das Einer syn hand gar kümberlich eins Ave Maria lang darein hallten kan. Da komment wyb vnd man von wytt har gan Baden für allerley Leybsmängel, zwar one allen Rat der Arzten vnd bruchent das allso. Der Mensch muss sich nackend in disen Brunnkasten werffen vnd drümal darinn mit Lyb, haupt und allem umb werffen vnd tuncken mitt ettwas Cerimonien wie es die Einsiedel angeben. Der gloub ist so gross das die gutten Lüt vermeinent sy syent schon genäsen. Ja es hatt mir der Einsiedel so jetzt diss 1601te Jars alls ich den 7ten tag Augstens dort war anzeigt, das dess Nächst zuvor verschinen S. Jackobi des Merern Apostels tag über die 150 Menschen da gewesen diss bads sich zu gebruchen. - Wie aber diss Bad oder vil meer diser gutte Brunnen und diss ort erfunden, davon hab ich disen bescheid funden, uff einer Verzeichnus so in derselben Cappell. Doch so hab Jch mich daruff nitt durchuss jn allem können hafften, sonder allein daruss genommen, so vil mir die vernunfft dictiert und ich vermeint by verstendigen Lütten passirlich syn, sonderlich wyl dis Verzeichnus mit dheiner Authentisation bevestiget. Doch so hab Jch dasselbig mitt der Tradition der allten und der Landtlütten dess orts nach und nach sonderlich aber anno 1601, da Jch abermals disen Berg durchgangen und dises ort besucht - und durch stäte Conversation der landlüten besonders der allten und fürnembsten dieses fleckens flyssig examinirt. - Es wysst die Verzeichnung, das ein Landsmann von wegis, Barthlome Joler genannt, dise schlucht mitt disem herrlichen Brunnen erstmals (als man achtet) Ano 1540 erfunden, sich nach langer ermüdung da erquickt, disern Brunnen auch unser lieben frauen brunnen uss sonderer Andacht gegen derselbigen genampt. Bald daruff als er grossen schmerzen an einem Arm erlitten, sich an diss ort mit rüw und Leid siner sünden ouch gelobtem Allmuosen oder Opfer verheissen dasselbig besucht und uss sondrer Andacht den Arm mitt dem Wasser disen Brunnens gewaschen und gesund worden. Wöllichs er ussgebreitet und vil andre Menschen so gebresthafft und ihre gebresthaffte Glieder alda gewaschen auch gesuntheit erlangt haben söllent. - Es würdt aber durch den scribenten, der ein einfelltiger und in der glychen Sachen unerfarner Mensch und mir wol bekannt, noch ettwas anders darzu gesetzt, so disem Miracul (so es je allso getoufft werden sol) noch grössern glouben machen solle, nämlich, das diser Brunn ouch genampt werde Der schwösterbrunnen daher, das dry luppliche eliche schwöstern zu küssnacht erboren da gewonet und disern Brunnen genossen haben söllen. Wölliche schwöstern das gmein Volk für heilig ussgibt und jn dem won jst alls sollten sy noch unsichtbarlicher wys jn disem Berg lyplich wonen mit vil andern selzamen umbstenden, (dannenhar ouch ettwan verbotten wallfarten zu solchen hölinen und Bergklufften von wybern beschehen); die by vernümftigen Menschen gar nit passierlich, der wegen ichs ouch zemelden underlass. Allein zum bericht uss der allten Tradition wär doch diese schwöstern gsin und jr histori. Namlich es solle zuo der zytt da keiser Albrecht so ein geborner hertzog zu Oesterrych gsin alls er Ano 1293 die statt Luzern ouch die welltliche Oberkeit der Landtschaft jetzt Uri, Schwyz und Underwalden von ettlichen Stifften und Gottshüsern bezwungner wys aberkoufft vnd jnen darnach ettliche Edellüt zu Regenten und Landvögten fürgesetzt. Wölliche sy mitt unlidenlicher Tyranny und Muttwill beschwärt wöllichs nun alles an jme selbs war und die Eydgenössische Chroniken wyttlöuffiger melden. Nun habe ein frommer Landmann zu küssnacht unden an disem Berg dry eenliche und schon erwachsen mannbare wolgestallte Töchtern gehept, uff wölche der österrychische Landtvogt so domals uff dem schloss daselbs zu küssnacht gesessen und selbiges Lands Art geregiert sin oug geworffen und angeschlagen oder sinen Dienern bevolhen die Töchtern alls die an einem Tantz gewesen zu rauben und uff sin schloss ze füren, damitt er die missbruchen und sines schandtlichen muttwillens mitt jm leben möchte. Alls aber die Töchtern dess verwarnet, haben sy sich heimlich ab dem Tanz verschleickt vnd syeen den nässten uff disen Berg gezogen, sich verborgen und allso verborgen gelebt bis das Land in sicherheit gesetzt. Wöllichs nun zwar nit so gar unglouplich (wiewol nun ihr Landschroniken bim wenigsten davon meldung thund,) aber sy setzend darzu und haltend sy söllbent unsterplich da wonen und sich bisswylen die Menschen vnd besonder jres geschlechts Nachkommen sehen lassen, mitt jnen geredt und connersiert, mitt andern selzamen umbstenden meer. Wöllichs nun meer ein fabel dann ein warheit ze hallten, wie ouch eben das, das dise gutte fromme Lütt allso beredt und dessen ein starke ynbildung haben das vil der Herdlütten wybs vnd mansgeschlecht, von den Allten pygmei genant, jn disem Berg gewonet ja ouch noch by Menschen gedächtnus gesehen worden, die sich den Menschen gar geheim gemacht, jnen ouch menschliche Dienst ussgericht zu jnen uff Hochzyten und sonst jn heimsche Gastereyen und Liechtstubeten gewandlet mit jnen geessen und getrunken vnd derglychen vil so ich umb geliebter kürtze willen ze melden gern verbergen. Da aber die Wellt (allso sagend dise gutte Lüt) sich gebösert und disen frommen Lütlinen mit fürwitzigen fündelen vnd fräglen umb verborgen Ding und geheimnuss uberlestig sin wollen, haben sy sich nit meer sehen lassen.
Quelle: Alois Lütolf, Sagen, Bräuche, Legenden aus den fünf Orten Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug, Luzern 1865. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung, www.maerchenstiftung.ch.