Als die Franzosen im Pfinkrieg gewonnen hatten, erhielten sie drei Tage frei zum Plündern. In der Nacht mussten sie aber immer in die Suste zurück ins Lager. Eines Tages kamen sie auch nach Albinen und wollten alles rauben.
Die Behörde und der Pfarrer baten sie aber, das Dorf nicht zu verbrennen. Die Franzosen sagten nur: «Bezahlen Sie!» So musste man im Gemeindehaus auch alle silbernen Becher und Kannen ausliefern. Vor der Revolution hatte nämlich jeder Albiner im Gemeindetrunk einen silbernen Becher besessen.
An diesen Plündertagen blieben die ältern Leute jeweils im Dorf, die jungen Burschen hingegen nahmen am Morgen die Lagel Wein und den besten Käse und versteckten sich damit in den Wäldern. Am Abend kehrten sie zurück.
Die Franzosen hatten es natürlich auch auf die Frauen und Töchter abgesehen. In der Kapelle Tschingeren hing noch lange nachher ein Votivbild, worauf eine Tochter auf der Flucht vor einem Franzosen dargestellt war.
Dann hörte man auch erzählen, die Franzosen seien von Varen her über die Dala nach Albinen gekommen. Die Brücke hatten die Albiner aber abgerissen, nur eine Latte überspannte noch die Schlucht. Ein waghalsiger Franzose wollte aber auch so hinüber. Diesseits waren Albiner versteckt und schossen auf ihn, trafen ihn aber nicht. Dann kam einem in den Sinn, gesegnete Heublumen in den Lader zu legen: Im ersten Schuss war der freche Franzose abgeschossen.
ALBINEN
Quelle: Walliser Sagen, gesammelt und herausgegeben von Josef Guntern, Olten 1963, © Erbengemeinschaft Josef Guntern.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch