Das Leukerfeld soll früher der Gemeinde Erschmatt gehört haben. Diese musste einst ein ziemlich bedeutendes Geldanleihen machen, um eine Schuld abzutragen, welche demnächst an einem bestimmten Tage einbezahlt werden musste. Da die Gemeinde augenblicklich das erforderliche Geld nicht zur Verfügung hatte, gingen die Vorsteher von Erschmatt zu einem Ratsherrn nach Leuk. Dieser versprach ihnen, die notwendige Summe zu leihen unter der Bedingung, dass ihm die ganze Summe an einem bestimmten Tage und zu einer bestimmten Stunde des Tages zurückbezahlt werde. Werde die Bedingung nicht ganz genau erfüllt, so solle das ganze Leukerfeld ihm gehören. Die Erschmatter willigten in den Vertrag ein und kehrten nach Hause zurück.
Als der Zahltag kam, schickten die Erschmatter zwei Männer nach Leuk. Dort angekommen, fragten sie nach dem Herrn, dem sie das Geld abzugeben hatten. Die Hausleute entschuldigten ihn und sagten: Der Herr ist soeben ausgegangen; er wird aber bald wiederkommen. Die beiden Männer warteten Stunde um Stunde – so lange, bis die festgesetzte Stunde verstrichen war. Erst jetzt trat der Herr in die Stube. Als die Erschmatter dem Gläubiger die betreffende Summe auf den Tisch zahlen wollten, weigerte sich dieser, das Geld anzunehmen; er halte sich streng an den Vertrag, und die festgesetzte Stunde sei verstrichen. So mussten die Männer mit ihrem Gelde zurückkehren, und das schöne Leukerfeld war um ein Linsenmus verkauft worden.
ERSCHMATT
Quelle: Walliser Sagen, gesammelt und herausgegeben von Josef Guntern, Olten 1963, © Erbengemeinschaft Josef Guntern.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch