Die Pfarrkirche von Erschmatt wurde in den Jahren 1710 bis 1713 erbaut. Die Bürger von Bratsch und Erschmatt waren dabei lange uneinig, wo das Gotteshaus stehen sollte. Die Bewohner von Bratsch wünschten, dass die Kirche in Bratsch, die von Erschmatt aber, dass sie natürlich in Erschmatt gebaut werde.
Bratsch soll damals mehr Einwohner gezählt haben als Erschmatt. Das war für sie ein Grund, die Pfarrkirche für ihre Gemeinde zu beanspruchen. Die Erschmatter hingegen meinten, sie hätten eine bessere Lage und geeignete Wege.
Allein die lieben Leute konnten sich, wie es schien, nicht einigen. Ein Tier sollte die Sache entscheiden.
Man erzählte sich, ein gewisser Josef Locher, der den grössten Teil des Jahres in Enggersch und Bratsch ansässig war, habe ein Pferd mit Namen Koli gehabt. Er belud dieses Koli im Riedgarten, wo man den Kalk für den Kirchenbau schon gebrannt hatte, gab ihm mit der Hand einen Streich auf die Kruppe und sagte: «Hüi, Koli, geh mit deiner Ladung, wohin sie gehört!»
Das Pferd wurde allein auf den Weg geschickt und kam an den Scheideweg, wo der eine nach Bratsch, der andere Weg nach Erschmatt führte. Statt instinktgemäss nach Bratsch zu gehen, wo es heimisch war, bog es sofort nach Erschmatt ab. Am Orte, wo heute die Kirche steht, soll es sich nach Sonnenaufgang gestellt haben, blieb stehen und wieherte dreimal.
Auf dieses Zeichen wurden die Leute einig und bauten die Kirche.
ERSCHMATT
Quelle: Walliser Sagen, gesammelt und herausgegeben von Josef Guntern, Olten 1963, © Erbengemeinschaft Josef Guntern.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch