Ein Geizhals besass viele Kirschen, gönnte aber niemand davon. Es solle nur einer es wagen und ihm Kirschen stehlen, den wolle er dann weichklopfen.
Ein paar junge Burschen, die dennoch gerne Kirschen gegessen hätten, besuchten diese Bäume trotzdem, aber erst um Mitternacht. Sie hofften, der Geizhals sei dann sicher im Bett.
Sie waren schon am Kirschenessen, als der Besitzer mit einem Lichtlein, mit einer Haue und andern Instrumenten ankam. Die Burschen erschraken: «Oha, das wohl, heute erwischt er uns!» Drausspringen wollten sie aber nicht und verhielten sich lange still.
Der Mann begann am Baumstamme zu graben, und die Kirschendiebe bekamen Angst, er grabe den Baum samt ihnen um. Sie blieben trotzdem noch still und dachten: «Wenn der Baum dann fällt, springen wir aus den Ästen.» Der Baum fiel aber nicht. Der Geizhals grub nur ein Loch, brachte einen Hafen, legte ihn hinein und deckte wieder zu. Dabei sprach er aus: «Diesen Schatz soll kein Mensch finden, ausser einer, der auf einem brandschwarzen Gitzbock, welcher kein einziges weisses Haar hat, sieben Male drüberfährt, in der einen Hand ein Küchlein, in der andern einen Säbel haltend. Erst dann bekommt er das Geld.» Die Burschen merkten sich alles sehr genau, aber es dauerte lange Jahre, bis sie das Gitzböcklein ohne weisses Haar gefunden hatten.
BÜRCHEN
Quelle: Walliser Sagen, gesammelt und herausgegeben von Josef Guntern, Olten 1963, © Erbengemeinschaft Josef Guntern.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch