Früher hatten die Talleute von Lötschen viel Rebland im Gebiet zwischen Varen und Siders. Noch heute gibt es Lötscher Familien, die in Miège Weinberge ihr eigen nennen und selbst bebauen. In Clarey bei Siders heisst ein Haus das "Lötscher Gemeindehaus" das früher den Weinbauern aus dem Lötschental gehörte. Es ist ein altes Holzhaus mit einem Steinturm.
In Gorin, etwa eine Stunde unterhalb Siders, lebten zwei alte Schwestern. Sie waren etwas misstrauisch und wechselten oft ihre Dienstleute. Einmal stellten sie einen Knecht aus dem Oberwallis an, den sie für einfältig hielten der sich aber als gescheit genug erweisen sollte. Dem Dienstboten fiel auf, dass die zwei Meisterinnen am Abend lange aufblieben. Es wunderte ihn, was sie zu tun hätten Eines Abends lauschte er an ihrer Türe. Da hörte er wie eine zur andern sagte: «Wollen wir heute Nacht das Ober- oder das Unterwallis gefrieren lassen?» Sie entschieden sich für das Oberwallis und stellten einen Holzkübel voll Wasser vor die Türe gegen Osten. Das gefiel dem Knecht nicht, denn er war ja ein Oberwalliser und schüttete den Wein auch nicht in die Schuhe. Sobald er nichts mehr hörte, schlich der Knecht barfuss hinaus, nahm den Holzkübel, öffnete leise die Türe und stellte das Wasser unter das Bett seiner Meisterinnen.
Am andern Morgen wollten sich diese nicht rühren. Sorgfältig öffnete er die Stubentüre, und was sah er? Aus dem Kübel stieg ein mächtiger Eisklotz, der das Bett bis an die Decke gehoben hatte, wo die zwei Hexen steinhart angefroren waren.
LÖTSCHEN
Quelle: Walliser Sagen, gesammelt und herausgegeben von Josef Guntern, Olten 1963, © Erbengemeinschaft Josef Guntern.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch