Auf den Alpen von Faldum, Resti und Kummen verlor man hie und da die Kühe auf eine ganz unerklärliche Weise. Hirten wollten manchmal gehört haben, dass eine Stimme hinter den Kühen erscholl: «Loba, loba! Schwarzi Chüä, bruini Chuä, gang dm Mutzlihorn zuä!» Dann wusste man von den Kühen drei Tage nichts mehr, und wenn sie wiederkehrten, trugen sie Kornähren zwischen den Klauen und gaben rotgefärbte Milch. Auf den Rat guter Männer hin machten die Alpgeteilen das Gelübde, jedes Jahr ein Almosen an die Armen des Tales zu entrichten.
Die drei Spendalpen Faldum, Resti und Kummen eben die Milch zweier Tage für dieses Almosen. Daraus bereiten die Sennerinnen Fettkäse. Am zweiten Tage (25. Juli) bringen sie diese Käse ins Tal. Die Männer stampfen sie zu einem Brei und kneten ihn in Fässer aus frischer Tannenrinde, Rümpfe genannt. In den Rümpfen gärt der Spendziger bis zum Ostermontag. Dann öffnen die "Spendherren" die Rindenfässer und schneiden die weissen Zigerstöcke zuerst in flache Laibe und dann in Würfel, sechs- bis siebenhundert Portionen. Ebenso viele nehmen am Ostermontag die Spendgabe entgegen: Einen Würfel Spendziger, ein Stück Brot und einen Becher Wein. Die Spend von Ferden wird gegen sechshundert Jahre alt sein. Drei Hanselmänner sollen sie gestiftet haben: der Hanselmann aus Ferden, der Hanselmann von Dornbach und der vom Chaschtäl.
LÖTSCHEN
Quelle: Walliser Sagen, gesammelt und herausgegeben von Josef Guntern, Olten 1963, © Erbengemeinschaft Josef Guntern.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch