Der Teufel und das Erhängenspiel

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

a) Beim Dreschen redeten die Knechte eines Bauern in Hergiswil von allerhand gespenstigen Dingen. Sogar an einem Strohhalm könne man sich erhängen, meinte einer von ihnen. Als das den andern fast unglaublich schien, erbot er sich den Beweis zu leisten, nur sollen sie ihn sicher, wenn es Zeit sei, ablösen. Sie versprachen es heilig. Er band sich den Strohhalm um den Hals, befestigte selben an einem Nagel an der Tennwand und streckte dann ein wenig an, während die Zuschauenden den Augenblick, wo es nötig sein sollte den Halm zu zerschneiden, nicht zu vernachlässigen gedachten. Da sprang plötzlich ein weisser Hase durch das Tenn. Einer glaubte, ihn leicht packen zu können, versuchte es, die übrigen wollen schnell helfen, alle eilen dem Tier nach und vergessen darob ganz des Hängenden. Unverrichteter Sache müssen sie endlich zurückkehren und finden jenen tot. Im Strohhalm aber war ein Eisendraht durchgzogen.

 

b) Die Alp Wart liegt im nördlichen Teile der Gemeinde Illgau ob Schwyz. Der Gräuel im Oberberg, wovor Jahrhunderten die Landsgemeinde soll gehalten worden sein, das Kirchengut und der Zimmerstalden begrenzen sie. Ihren Namen leitet die Sage von folgendem Ereignis ab, dem wir in der Darstellung ganz das heimatliche Kleid der SchwyzerMundart, gleichsam als Hirtenhemd und mitsamt dem „Kuhdeischlig" dran belassen wollen, da wir sie in dieser Tracht und als dramatisch lebendige Gestalt schon vorfinden. Die Sennen sind in der Hütte zu Wart. Es ist Sonntagnachmittag während der gottesdienstlichen Zeit, da sie ihre Herzen wie die Christen drunten im Tal zu Gott erheben sollten. Der ältere Senn mahnt dazu, aber die Jungen wollen zuerst eine Avetüre, wie man dort sagt, eine gymnastische Unterhaltung anstellen, denn Jugend hat da leider auch keine Tugend.

„Buobe, mir wend öpis bätä,“ seit der Chäsi. Es ist au Sunntig und im Tal underer Vesper.“ - „Wämmer nid nu z’erst äs Rüngöli affitüre?“ fragt der Noni. Affitür will der Thümmi nid.

„So wämmer luege, wer der längst mag erlide si z’hänke“, seit wieder der Noni „I will grad afa, aber weni hange, müönder m'r das Schällele det i d'Hand gä; weni de schällele, sö lömi de gleitig abe.“ Sie dräjed ä Strube in äs Träm, stelled äs Stüöli under, maachedem d‘r Strick ume Hals, gändem d’ Schälleli i d’ Hand und nänd d‘s Stüöli ä wäg. - I dem Moment hülpet ä Fuchs uf drü Beine bi der Hütte dure verbi. „Der hed ä Biss übercho, mir wend e fa", seid der Thümmi. All laufid uf und nahe was gist was hest. - Der arm Ghänktig schällelet! D` Älpler rüöfit: „Wart, wart!" D'r Fuchs isch d ene vor de Füösse zuoche, sie strupfäde scho zusserist am Schwanz, er gheit pletschlege ines Paar warm Chüödeischlig ine, willse wend nä und chönede doch nid erwütsche! - Endli chömid d'Älpler z'rugg aber z'spät. Der Grüön sig ufene Hüttedach obe ghoket und heig drümpet, wos cho sind. Der Werni heig us Deübi middere Steischlinggäre welle gägem ufe rüöre, aber der Chäspi hed recht gha, as er ems gwert hed. Sither heisst die Alp allweile Wart. Grüseli unghürig sigs dert worde, d' Hütte hends müösse schlisse und amene andere Poste, ä Stück dervo, ä nüi mache.

 

Quelle: Alois Lütolf, Sagen, Bräuche, Legenden aus den fünf Orten Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug, Luzern 1865. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung, www.maerchenstiftung.ch.

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