Der Besitzer einer Alp im Entlebuch hat selbe immer verlehnt, aber kein Lehenmann blieb lange darauf, alle starben vor Schrecken und Grauen wegen des Geistes, der daselbst umging. Zuletzt wollte niemand mehr die Alp bewirten und sie blieb verödet. Da kam mal einer zum Eigentümer und sprach: „Ich will schon auf die Alp gehen, es fürchtet mir nicht." Drauf jener: „Wenn du dort wohnen kannst, will ich die Alp dir schenken." Der andere zog auf. Alsbald kam der Geist in schwarzer Gestalt und machte ihm das Gatter auf, damit das Vieh hineinkönne. Von nun an war der Geist immer bei ihm im Stall, beim Melken, in der Scheuer, auf der Alp, bei Tisch, ohne mit ihm zu essen, sogar im Bett, ohne mit ihm zusammenzukommen und ohne ein Wort zu ihm zu reden. Zuerst graute es dem Senne doch. Aber nach und nach verging ihm die Furcht und er gewöhnte sich an ihn. Zugleich bemerkte er an dem schwarzen Gespenst, dass es nach und nach zu „weissen" anfing, zuerst beim Kopf und dann immer weiter hinab, bis es zuletzt ganz weiss war. Dann fiel es zusammen und wurde zu Asche. Da schlug der Mann darauf und bald flog eine weisse Taube auf. Später kam der Geist nochmal und dankte dem Manne, dass er endlich ihn erlöst, nachdem seine Vorgänger dies nicht konnten, sondern schnell aus Furcht und Schrecken vor ihm gestorben seien. Er sei nun ein Kind der Seligkeit, und der ihn erlöst, werde es auch werden.
Quelle: Alois Lütolf, Sagen, Bräuche, Legenden aus den fünf Orten Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug, Luzern 1865. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung, www.maerchenstiftung.ch.