Vom Lutherntale, das sich von Zell im Kanton Luzern bis an den Napf, wo Bern und Luzern scheiden, in Meridianrichtung längs der Luthern dahinschlängelt, zweigt sich hinter dem Dorfe Luthern ein Nebentälchen ab, das auf Nesslisboden oder Scheidegg führt, wo das erwähnte Gewitterunholde haust. Walebach heisst das Tälchen, vom fliessenden Wasser, das es begleitet. Bachaufwärts laufend gelangt man zur Grauflue, in der eine Balm, wo ein „ganzes Senten Platz hätte", sich austieft. Der Boden in dieser Balm - vom lokern Sandfelsen bröselt leicht frischer Sand herab - ist immer wie gefegt. Es wird da keine Unreinlichkeit geduldet, unsichtbare Geisterhände halten Ordnung. Im Lutherthal wissen die Leute ganz bestimmt, welche von jenen Herren in der Stadt, die es mit dem Volke nicht gut gemeint haben, nach dem Tode wandeln mussten und hernach in die Graufluh verbannt und an einen Strick angebunden worden sind. So ward einst einer von dem Beschwörer in einem Kratten dahingetragen. Unterwegs wünschte jemand den Geist zu sehen und musste nun dem Träger über die linke Achseln schauen, worauf er wirklich für diesmal geistersehende Kraft erlangte. Als der kühne Milzjoggi einst in die Höhle ging und den Geistern ausbot, fing es so seltsam an zu rauschen, dass er nicht Lust hatte das Weitere abzuwarten. Ein Gesicht voll „Nüsse" verriet den Leuten sein Wagnis.
Quelle: Alois Lütolf, Sagen, Bräuche, Legenden aus den fünf Orten Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug, Luzern 1865. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung, www.maerchenstiftung.ch.