Von den Büssern oder feurigen Mannen, die sich nachts sehen lassen

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Von disem Handel wäre wol vil zeschryben vnd ze sagen. - Ettliche solche füwrige geister (sind) den Lebenden Menschen erschinen da man usstruckenlich menschliche Figur und gstallt eines abgestorbnen vnd schon verjäsnen ussgezerten Menschen Cörpers sehen können, ettlichen grad vor jren augen, wöllichs allso ze sehen gsin, alls wann mann ein brünnend Liecht oder füwr hinder einer Zeinen hette, dz füwr durch den Lyb, durch die sytten, Rippen, Augen, Mund, Nasen und Oren ussschlahen und wenn denn die flammen vergangen, ist das Corpus da ligen bliben, glussende wie abgebrennter stock in einer Rütti. Ettlichen Menschen sind sie nachts uff der strass begegnet anfangs wie ein füwrige kugel vor iren füssen darnach gächling uffgebrunnen wie ein gross füwr; ettlich haben jn sölchem ufbrünnen usstruckenlich ein form oder gstalt eines Menschen mitten in flammen gesehen. Das gmein Volk haltet es gentzlich darfür, dass die Menschen so by jrem Leben etwan jre nächsten oder nachpuren mit den Marchen ubervortheilent, nach jrem Tod allso gepyniget werden und an solchen orten, da der fäl beschehen, wandlen und sich sehen lassen müssen. Darumb man dann auch bisswylen siht zwen oder dry gegen einandern in uffbrünnendem füwr louffen und anpütschen allso dz es ein gross füwr und geristen gibt; ettwann kompt der dritte zwüschen sy, anfangs hebt es an mit einem klein glüssen, glych wie ein blawes Liechtlin, dann so fart es gächling uff und gibt ein füwr, wandlet und schiesst hin und wider. War ist es das nit alle Menschen solche ding (oder dochs uffs wenigst ein so schinbarlich) sehen könnent, wie es dann grad mir selbs begegnet, da man mirs gezeigt, und sonderlich schier ordinarie wann die nacht am duncklichisten gsin oder das gestirn ein endrungen des Wetters anzeigen wollen. Ich hab es zwar also in sinem won blyben lassen und darnachen noch allwegen etwas zwyffels ghept bis letstlich da ichs überflüssig und meer dann gnug ouch mit gutter muss in die 2 stund lang an einandren sehen können und mässen und allem Zwyffel damit ein end gemacht, das beschach den 23 tag decembris dess 1609 jars, da iich mit hohes stands eerenpersonen diser statt und guts, namens gesellschaft nachts uber unsern Seew har vom Bürgen nachen uber den Trichter gefaren. Da die schifflüt uns der sachen anfangs verwarnt, allda sachen wir an dem gelend Horwer gerichts am kestenboum und Langensand dem seew nach erstlich dry oder vier diser Züslern die mitthin von kleinem glussen zu einem füwr uffgingent und mitthin umb einandren schwäbend, an orten und Enden da keine hüser noch Lüt nachts mit Liechtern wandletend. Besser hinab under dem stutz liessend sich ouch 3 nitt wyt von einandren sehen, mitt glycher bewegung und verenderung da die schifflüt sagtend das an demselben ort ouch ein Hagmarch verendert worden wäre, mit dem Zuthun, dz wo man den Hag wider an sin statt setzte, dise seele zu ruwe kommen möchten, wie es dann ettliche diser Züsslern den Lebenden allso mit wincken und dütten gezeigt und darnach da die sach wider in das allt gericht nit meer gesehen worden. Besser unden sachen wir einen andern der gächling uff ging uff aller hohe des walds in der Birchegg da doch in söllicher wilde und ruchen wilden wald weder hüser noch schüwr zefinden, und das zum dritten mal. Letstlich noch ein andrer der erhub sich umb Tribschen am nächsten gegen der statt, der erbran gächling uff mit dem grösten füwr, mer dann der andren keiner, und so vil man merken mögen schwäbte er uff dem sew, bald fur er uber sich in den Lufft mit krummem schwung wie die Rosen bald liess er sich wider hinab uff den sew und fur ouch den seew uff uber wasser allwegen der lingken syten nach obsich und schwang sich sonach das der strim von sinem glantz bis zu unserm schiff uber dz wasser reicht, das doch und zwüschen gar ein grosse wytte war; bald ijn einem ougenblick sachend wir jn uber den sew ufffaren wie ein pfyl vom armbrust an das gelend zu Kirsiten by zwei stund wyt, da er gar schnell anlanget und noch lang in unserm gesicht bran. Disen dingen wir all mit grossen verwundern zu gesechen.

Es hand wol auch ettwann solche Büsser nachts wandlende vnd jnen begegnende Lüt erschreckt, beleidiget beschediget, ja ouch ettwan in die wasser geworffen und ertrenckt. Ettwann so si angeredt worden haben sy geantwort, ettwan aber nit, ettwan hand sy zeichen oder andüttung geben der verenderten marchen halb wie die wider zu verbessern, und nachdem dasselbig beschechen, sind sy nit meer gsechen worden.

Ettwann so die Lüt denen sy von wyttem begegnet, gebettet, hand sy sich erst jnen meer genähert, wann sy aber jnen geflucht, sind sy gewichen.

Ander gespenst, wann sy den Menschen begegnet, besonder nachts, ettwan jn Menschlicher form ettwa jn tiergstallt, Hund oder katz, wie ein schwartzer schatt wandlen, etwan in ungwonlicher grösse und nit rechter proportz ouch füwriger glitzere zu den ougen, oren, mund und nasen uss, haben sy den sehenden Menschen krankheit vnd geschwulst dess angsichts verursacht.

 

Quelle: Alois Lütolf, Sagen, Bräuche, Legenden aus den fünf Orten Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug, Luzern 1865. Bei dieser Sage gibt es keine genaue Zuordnung zu einem der fünf Kantone. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung, www.maerchenstiftung.ch.

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