Anno 1607 hat sich jn der statt Lucern jm Sommer by nächtlicher wyl zu ettlichen malen ein wunderbarlich vnd erschröklich gespenst sehen lassen. Am ersten Anschow hatt es ein Menschliche gstallt gehept, wie ein langer dürrer schwarzer Mann mit langer Nase. Wie es dann ein person by dem Liechtschyn allso erblickt. Hatt sich bald verendert und jn die höhe gewachsen, allso das es mer dann eins spiesses hoch worden. Mann hatt gemerkt uff sinen gang. Das zu der stund, so es wandlen wollen sinen gang genommen von der Eggk naher die Ekkststägen uff da dannen uber den platz gegen der furen, hatt eine grüwlichen langen schwantz naher zogen, dessen Lenge gar nach des Platzes lang gsin. Ist allso die furen niderzogen uber den Cappellplatz, den selben hüsern nach umb geschwenkt vnd die Cappelgass uffzogen jn das klein gesslin zwüschen der Cappel- vnd ysengass; für dasselb gesslin hin hatt mans nit gsehen wytter ziehen.
Darnach im nächsten daruff volgenden Monat Januario dess ynganden 1608 Jars hatt man ettliche nächt gehört ettwas geschwirms oder gespensts alls ob es ein umbzühende gesellschaft wäre mit allerley seittenspilen, harpffen, Luten, gygen, Zittern, Violen, Triangel und derglychen, eben den wäg von der Egg naher die Eggstägen uff uber den kornmerckt zühen wie das obgesagt gespenst ouch gethan.
Quelle: Alois Lütolf, Sagen, Bräuche, Legenden aus den fünf Orten Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug, Luzern 1865. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung, www.maerchenstiftung.ch.