a) Auf lichtvoller Anhöhe zwischen Nebikon und Dagmersellen, wo jetzt nichts als öde Waldgegend anzutreffen ist, stand einst die Santaburg. Nur der leere Name und die Erzählungen von allerlei Geisterspuk erinnern noch an sie. Einmal fuhr ein Mann aus Nebikon nach Santaburg zu Holz. Da, als er mit seinen Ochsen zu einer gewissen Stelle gelangt, sieht er ein nie gesehenes Schauspiel. Alte Herren mit Haarzöpfen sind um einen runden Tisch wie zu Rat versammelt. Ihm lief `s kalt über den Rücken und er wusste nicht was anfangen. Endlich, wie er wieder hinschaut ist alles zerstoben. Er kam mit einem „Nüsse" (Hautausschlag, Geschwür) davon.
b) Ein anderer hatte folgendes Abenteuer, das er mit den Worten erzählte: „Ich und N. - schafften an der Waldstrasse nach Santaburg. Wir zwei waren die vorderen; eine Strecke hinter uns strasseten zwei andere. Als ich und mein Gespan bald auf der Ebene waren, stiessen wir auf eine grosse, runde Steinplatte. Wir hoben sie auf; unsere Blicke fielen in eine grosse, endlose Höhle. Der Gedanke an einen Schatz war eben so schnell in unserm Hirn, aber wir zwei wurden sogleich einig ihn allein zu entheben und den Fund vor den andern verborgen zu halten. Also deckten wir die Platte wieder zu und strassten vorwärts. Als wir fertig waren, und den Rückweg betraten, liessen wir die andern richtig eine Strecke vorauslaufen. Aber unser Suchen nach dem Steine war ganz und gar umsonst, obschon wir uns den Platz gut gemerkt hatten.
Quelle: Alois Lütolf, Sagen, Bräuche, Legenden aus den fünf Orten Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug, Luzern 1865. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung, www.maerchenstiftung.ch.