Toggeli

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

a) Seltener versteht man unter dem Toggeli ein zum Zwergenvolk gehörendes Wesen, sondern meistens ist damit die Nachtmahr, ein als Unhold gedachtes, elbisches Ding, gemeint. Es stehen uns alte und junge Berichte darüber zu Gebote. Das Wort möge zuerst unser treffliche R. Cysat führen, da er vom „Doggkelin" schreibt:

„Der pöffel hat sein sonderbare Meinung, alls ob es ettwas Thiers sye, oder ettwas geists jn gstallt einer katzen, so sich allso dem Menschen vff die brust legte, mitt andren meeren seltzamen vmbsteuden. - Wol Hand ouch vnsre wyber jren wohn, das diss Dogkelin den sugenden jungen kinden nachts vberliege vnd sy an jren brüstlinen suge davon jnen die brüstlin vnd werzlin ettwan geschwällent, ja ouch milch gebent. Darfür nun sy die wyber sollichs abzetryben einen wirten an die wiegen henckend, diesses Dogkelin mit sollchem klottern des wirtens abzetryben."

 

b) Einen Wirtel zur Abwehr des Toggeli hing man noch vor wenig Jahren in der Gegend von Horw und anderswo an die Wiegen der Kleinen, in der Meinung, Toggeli mache sich alsdann anstatt ans Kind an den Wirtel und spinne die Nacht hindurch. Gewiss eine graualte Vorstellung.

 

c) Cysat sagt am angerufenen Orte auch, wenn man das Klöpfeln der sogeheissenen Totenuhr gehört, habe man gesprochen: „Das Toggeli schmiedet."

 

d) Aus Unterwalden meldet man uns nachstehendes:

Das Toggeli will oft in Gestalt einer Katze gesehen worden sein. Es stellt besonders Kindern und jungen Leuten nach. Für die erstern ist ’s ein Zeichen des frühen Todes, wenn sie oft vom Toggeli heimgesucht werden. Man wendet allerlei Gegenmittel an, steckt zum Beispiel vor dem Schlafengehen ob der Bettstatt ein Messer in die Wand. In diesem Falle ist ihm die Gewalt zu drücken benommen, es lässt sich aber durch Geräusch hören.

Ein Schmied wurde häufig vom Toggeli gedrückt. Er klagte seine Plage einem Bekannten, der ihm folgenden Rat erteilte. In seiner Schlafkammer soll er ganz sauber wischen, nicht den geringsten Kehricht oder sonst einen Gegenstand darin dulden und über Nacht ein Fenster offen lassen. Ferner, was immer am Morgen er im Zimmer finde und wär 's auch nur ein Hälmchen vom Kehrwisch oder Besen, das soll er aufheben und drunten in der Schmiede in den Schraubstock klemmen. Wirklich fand der Schmied eines Morgens einen Halm auf dem Boden und tat, wie ihm angeraten worden. Als er sich nachher wieder beim Schraubstocke umsah, fand er in demselben ein ihm unbekanntes Weibsbild eingezwängt und tot.

Man erzählt sich ferner: Ein Mädchen klagte seiner Gotte (Patin), es werde oft vom Toggeli geplagt. Die sagte ihm, es soll die kommenden Abende eine Werchhechel auf die Brust legen, aber die Zinken gegen den Leib zukehren. Es tat, wie die Gotte geraten, nur dass es die Zinken von sich weg, statt brustwärts richtete. Am Morgen darauf sah es mit grösstem Erstaunen, dass gerade seine Gotte selbst tot in der Hechel stak, folglich sie die Unholde gewesen.

 

e) Ein anderes Mittel: Die vom Toggeli gequälte Person giesse ihr Wasser in ein Fläschchen, versiegle solches und lege ein offenes Messer unter das Bett, so wird, wenn das Toggi eine Hexe ist, diese ihre Notdurft so lange nicht mehr verrichten können, bis sie sich flehend einstellt und offenbart.

 

f) Wenn früher die Kinder auf der Landschaft im Kanton Luzern gegen Abend sich vorübergehend begegneten oder vom Spielen auseinandergingen - was längstens, wo Ordnung war, um Betglockzeit zu geschehen hatte, suchte eines dem anderen scherzhaft noch ein „Zigge", - einen leichten Schlag - zu setzen mit den Worten: „Nachtzigge, dass d' Katz bi d'r ligge." Damit meinte man wohl das Toggeli in Katzengestalt.

 

Quelle: Alois Lütolf, Sagen, Bräuche, Legenden aus den fünf Orten Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug, Luzern 1865. Bei Teilen dieser Sage gibt es keine genaue Zuordnung zu einem der fünf Kantone. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung, www.maerchenstiftung.ch.

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