Auf der Alp Niederbauen bei Emmetten im Unterwalden sind die Höllenlöcher, zwei tief in den Berg hinein sich verlierende Schlünde, die bis in die Unterwelt hinab reichen sollen. Gar zu gerne hätte man gewusst, was die Untiefe berge. Darum wurde einem zum Tod Verurteilten der Vorschlag gemacht, wenn er hinabsteige und Bericht aus dem geheimnissvollen Schoss bringe, sei er der Strafe ledig. Der Übeltäter bestand das Wagnis. An einem Seile glitt er weit hinunter, bis endlich ein grosses weites Feld vor ihm da lag. Lange durchwanderte er die Aue ohne Wohnung und Nahrung zu finden, also, dass er seine Schuhe völlig aufass bis auf die Sohlen. Endlich erspähte er ein Haus und betrat es. Schau, an einem Tische sassen drei schlafende Männer. Einer von ihnen hob nun das Haupt empor und fragte den Ankömmling: „Welche Zeit zählt man jetzt?" Dieser sagte es ihm. Hierauf führte der Unterirdische den Missetäter an ein Fenster hin und sprach: „Siehst dort jene Leute?" Dieser bejahte. Er sah eine grosse Schar Soldaten, welche alle auf dem Bauch mit kreuzweis unter die Stirne gebreiteten Armen auf dem Boden ruhig lagen. Sie trugen Unterwaldner Landestracht und Farbe. Jetzt richtete der Unterirdische eine verhängnissvolle Frage an denjenigen aus der Oberwelt, sie lautete einfach: „Kennst du welche von diesen Kriegern?" - „Nein!" war die Antwort, worauf entgegnet ward: „So werden wir hier zu verbleiben haben bis 1800 und nu meh, nu meh! Alsdann werden wir zuerst beim roten Turm (Kanton Schwyz) sichtbar werden, mit dem Feinde kämpfen und ihn drängen bis Emmenfeld bei Luzern, von da gegen den Hauenstein bis auf Sankt Jakobsplatz. Und hiemit werden wir die Freiheit bringen."
Quelle: Alois Lütolf, Sagen, Bräuche, Legenden aus den fünf Orten Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug, Luzern 1865. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung, www.maerchenstiftung.ch.