a) Sehr gemütlich klingt, was die Volkssage um Schwyz herum über diese Frau zu erzählen weiss. Sie war eine gute Mutter, den Kleinen von Herzen hold. Man kann sich deshalb leicht vorstellen, wie unermesslich ihr Leid gewesen sei, dass keines ihrer eigenen Kinder lebendig das Tageslicht erblickte. Weil ungetauft, wurden dieselben von der Himmelswonne ausgeschlossen. Der Gram brachte sie ins frühe Grab. Jetzt aber widmet sie als Schutzgeist all ihre zärtliche Sorgfalt den ohne Taufe abgestorbenen Kinderchen, von dem Volke die „ungefreuten" geheissen. An den wonnevollsten Grenzen des Himmels und der Erde führt sie dieselben umher und sucht ihnen das sonst „freud- und leidlose" Dasein in etwas zu verbessern.
b) Frau Zälti wird auch „Fraufasten-Müetterli" genannt und spinnt an den „zalten" das heisst an Fronfastentagen an gewissen Orten, zum Beispiel zu Brunnen, auf der über das Lehwasser gebauten, früher gedeckten Brücke, fleissig ihre Fäden. Dann duldet sie kein Gespenst neben sich, duldet nicht, dass irgend eine Frau oder Tochter an diesen Abenden sich an den Spinnrocken mache. Was sie spinne, können nur Fronfastenkinder schauen.
c) Das Fraufasten-Müetterli sitzt nicht nur auf der Brücke am Lehwasser, sondern auch an der Brücke ausserhalb Schwyz an der Steinerstrasse. Ein Bursche, der in der Nähe wohnte, störte einmal das Mütterchen mutwilligerweise; wie, wusste man nicht mehr zu sagen. In gleicher Nacht sah er drei Männer in seinen Gaden (Schlafkammer) hereintreten. Der eine hielt ein Licht, der andere eine Pfanne voll glühender Kohlen und der dritte ein Messer. Sie kamen an sein Bett heran. Der mit dem Messer machte ihm einen Schnitt in den Scheitel, der zweite schüttete Kohlen in den geöffneten Kopf, während einer zündete. Geschehen und verschwunden. Der Bestrafte aber hatte einige Zeit an fürchterlichem Kopfweh zu leiden.
Quelle: Alois Lütolf, Sagen, Bräuche, Legenden aus den fünf Orten Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug, Luzern 1865. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung, www.maerchenstiftung.ch.