Gerade beim Eintritt ins Dorf Stans, von Stansstad her, liegt rechts an der Strasse ein altes Gebäude. Es ist das frühere Schloss Rosenburg, jetzt „Höfli" genannt, der Ort mancher geheimnissvoller Sagen. Namentlich soll dort ein Schatz verborgen liegen. Auch soll es durch einen unterirdischen Gang mit dem Kirchturm von Stans in Verbindung stehen. Die Sage über den Schatz lautet:
An einem Karfreitag wachte ein Mägdlein, das an einem Septembertage geboren war, bei einer alten, kranken Jungfrau. Es war eben die Zeit, da in der Kirche die Passion gelesen wurde, als das Mägdlein in den Keller wollte, um etwas zu holen; dieser Keller ist so finster, dass man am hellen Tag ein Licht braucht. Es zündete daher sein Licht an und tritt hinein. Da erblickt es einen weiten Kreis von brennenden Kerzen und in dem Kreise leuchtete es so lichthell wie die Sonne, so dass das Mägdlein geblendet und erschrocken davon eilte. Es erzählt dies der Kranken, die ihm sagt, dass es sogleich wieder hin eilen und seinen Rosenkranz in den Kreis werfen solle; der Zauber, der den am Karfreitag blühenden Schatz banne, sei dann gelöst. Das Mägdlein eilt hin, aber es fand nichts mehr, als den finstern Keller. Der Schatz hatte sich geschlossen und kein Mensch weiss, wann er wieder blühen wird.
Quelle: Alois Lütolf, Sagen, Bräuche, Legenden aus den fünf Orten Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug, Luzern 1865. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung, www.maerchenstiftung.ch.