In Wolhusen war einst eine Zwingburg. Eines Tages ritt der Herr bei einem Bauernhause vorüber und sah daselbst einen prächtigen Baumstrunk liegen. Barsch befahl er dem Bauern, dass er bis längstens zur Mittagszeit des andern Tages ihm das schöne Bauholz vor das Schloss hinauf gebracht haben müsse. Spricht 's und sprengt davon. Dem Manne aber war es nicht nur leid um den schönen Stamm, es war ihm auch bange, wie er mit seinem schwachen Gespann das schwere Stück den steilen Schlossweg hinaufzubringen vermöge. Da klagte er dem Nachbarn seine Not. „Las es nur gut sein und betrübe dich nicht; will dir schon helfen, es soll nicht fehlen." Richtig, um die bestimmte Stunde, als mein Bauer sich ans Werk machen will, da steht der Nachbar schon auf dem Platz, hat drei Pferde angespannt und ist zum Abfahren bereit. Aber welch' stolze, mutige Rosse waren das, alle so schwarzglänzend! Im Nu waren sie droben vor dem Schlosse. Der Zwingherr freute sich und erstaunte ob dem muntern, sondergleichen Gespann. „Die sind mein!" herrschte er heraus. „Ja wohl, sind sie dein. Siehe da! Das ist dein Vater, das dein Grossvater und dein Ahnenvater das - und wenn du so fortfährst im sündigen und ungerechten Tun, wirst du auch was sie - dann sind 's zwei Paare!" Und die Tiere bezeugten das; jedes gefragt, nickte mit dem Kopfe. Der Schlossherr erblasste. Weiss nicht, ob er sich gebessert hat.
Quelle: Alois Lütolf, Sagen, Bräuche, Legenden aus den fünf Orten Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug, Luzern 1865. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung, www.maerchenstiftung.ch.