b) Dem Türst wird die Sträggele als angetraute Begleiterin gegeben und von beiden Folgendes erzählt: Ein Burgfräulein, schön und stolz, liebte sündig das Wildprät. Nun traf es sich, dass einmal ihr Namensfest auf einen Freitag in der Fastenzeit fiel. Sie gelüstete nach frisch erlegtem Wildschweinfleisch und entblödete sich nicht, ihre Sehnsucht darnach vor vielen Rittern und Vasallen zu bekennen. Doch keiner zeigte sich zur Jagd bereit, als allein ihr Buhle, der aber die Bedingung stellte, dass sie ihn auf der Jagd begleite. Trotz aller Bitten und Einreden liess das Fräulein satteln, ritt mit dem Buhlen davon, von vielen Rüden begleitet und kehrte nimmer von der wilden, bösen Jagd zurück. An Freitagen in der heiligen Zeit bloss hielten sie nächtlich den geisterhaften Rückzug in die verrufene Burg, die es sturmwindartig umbrauste.
c) Die Türstjagd hörte man im Entlebuch, Wiggertal, Schiltwald, Hundsrücken, Würzbachtobel bei Luzern, und im Meggerwald, ja fast durch das ganze Gebiet der fünf Orte schreckte der wilde Jäger in der Fasten- und Adventzeit mit seinem Gebell grosser und kleiner Hunde, mit Pferdegewieher, Schnauben, Stampfen, Grunzen, mit Hallorus, Gekreisch und sturmwindigem Heulen die Leute.
In Escholzmatt gibt es eine Dürstenegg. Zu Hergiswil bei Willisau heisst ein Bach der Dürstebach, weil der Türst da vorbeijagt, in der Richtung nach dem Unterskapf hinauf, das heisst in West-Ost-Rrichtung hin. Es geht dann nicht anders her, als wenn eine grosse Schar junger Hündchen vorbeirenne. Eines geht voraus und erlässt die Warnung, drei Schritte nach rechts hin auszuweichen.
Überhaupt muss, wer dem Türst oder Strassenhund begegnet, drei Schritte zur rechten Seite fliehen, sonst wird man mitgeführt oder zerrissen. Man sagt auch, der Türst jage, wenn 's anderes Wetter geben will.
d) Zu Brestenegg bei Ettiswil müssen sie beide Tennstore „speermangel" offen halten, damit der Türst ungehindert passieren kann. Schliesst man, so wird, man weiss nicht wie - und von wem, wieder geöffnet.
e) Um Hohenrain jagt der Türst als eine grunzende Sau („Moor"), die mit ihren wüst murchelnden Jungen den Hagen entlang springt und Kinder, deren sie sich bemustern kann, wegfrisst.
Quelle: Alois Lütolf, Sagen, Bräuche, Legenden aus den fünf Orten Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug, Luzern 1865. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung, www.maerchenstiftung.ch.