Der Siwiboden ist eine schöne, aber futterarme Gegend. Die Sage erzählt, dass einst oberhalb des Bodens, wo heute nur Geröll liegt, ein Dorf oder sogar eine Stadt gestanden sei. Es gab Leute, die da noch ein Stück gute Strasse sahen, aber jeder konnte sie nur einmal im Leben beobachten.
So erlebte es ein gewisser Furrer-Kaspar. Es sei eine prächtige Stadt mit einer wunderbaren Strasse. Auf beiden Seiten reihten sich Magazin an Magazin, ein wunderschönes Fräulein bediente dort; das sei verbannt, weil es zu Lebzeiten kein Herz für die Armen gehabt habe.
II
Unterhalb des Siwibodens sollen noch Eisenringe sichtbar sein, wo man früher die Schiffe angebunden habe. Ein Ritter spazierte einst in dieser Gegend und nahm dann im benachbarten Weiler das Nachtessen ein. Von da an habe diese Weiler bis auf den heutigen Tag "Rittmahl" geheissen.
III
Es ist eigenartig, dass in dieser schönen Gegend heute Grasmangel herrscht. Tatsächlich war es nach der Sage nicht immer so. Sie berichtet, dass früher unter der Siwileri hundert Kühe, zwischen ihr und der Gsponeri hundert Rinder, und oberhalb der Gsponeri tausend Schafe gesömmert werden konnten. Die Kühe mussten dreimal des Tages gemolken werden, bis eine leichtlebige Frau, der Arbeit überdrüssig, verwünscht habe: «Verflucht sei Muttrina und Hahnenfuss, dass ich dreimal im Tag das Kühlein melken muss!»
Seit dieser Zeit verschwand das fette Gras in dieser schönen Gegend.
lV
Auf dem Siwiboden fand man noch Überreste von Backofen- und Mühlsteinen. Man habe sie in der Nähe eines Frauenklosters gefunden, das dort in den ersten christlichen Zeiten existiert habe. Da seien auch weit und breit die besten Apfel gereift.
EISTEN
Quelle: Walliser Sagen, gesammelt und herausgegeben von Josef Guntern, Olten 1963, © Erbengemeinschaft Josef Guntern.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch