Nicht immer war das Geschlecht der Biner in Zermatt so stark vertreten wie heute. Es gab eine Zeit, da nur ein einziger Sprosse dieser alten Zermatter Familie mehr lebte. Dies war ein schon bejahrter Junggeselle Peter. Von ihm wird folgende Sage erzählt:
Einst bestellte Peter auf den Äckern Aroleid ein grosses Roggenfeld. Er befand sich damals in seinem zweiundsiebzigsten Lebensjahre und war noch ledig. Obschon ein so hohes Alter auf seinem Rücken lastete, schwang er noch rüstig die Haue. Als es Abend wurde und die Sonne immer schneller dem Bergesrücken zueilte, sah er etwas an der Spitze seiner Haue glänzen. Er hielt inne, forschte nach und sah, dass ein wunderschöner Goldring an seiner Haue hing. Er glänzte hell in den Strahlen der untergehenden Sonne. Verwundert betrachtete Peter das seltsame Ding, setzte sich nieder und fing an nachzudenken, was wohl der glänzende Ring an seiner Haue bedeuten möchte.
Bald fand er heraus, dies sei ein Wink von oben, dass er sein Geschlecht weiterpflanzen sollte. Er sagte zu sich selber: «Nun gut, so gehe ich zum Vreni auf den Staffeln im äussern Mutt, das wird mir nicht nein sagen.» Er legte sein Arbeitszeug weg, zog die bessere Hose an und ging noch am selben Abend zum Vreni. Genau drei Wochen nach diesem Ereignis feierte Peter Biner mit dem Vreni auf den Staffeln lustige Hochzeit. Der Ehe entsprossen zwei kräftige Buben, und noch heute lebt das Geschlecht Biner in Zermatt weiter. Die Geschichte ihres Stammhalters Peter aber bleibt bei allen in froher Erinnerung.
ZERMATT
Quelle: Walliser Sagen, gesammelt und herausgegeben von Josef Guntern, Olten 1963, © Erbengemeinschaft Josef Guntern.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch