Der Hellelasee

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Vor langer Zeit war in der Hellela von Zeneggen ein ziemlich grosser See; er hatte wohl eine halbe Stunde im Umfang. Friedlich und spiegelglatt lag er am uralten Wege, der nach Bürchen führt. In diesem grünen Alpensee schwammen die herrlichsten Fische. Aber gerade diese bildeten den steten Zankapfel unter der Bevölkerung. Jeder wollte den grössten Anteil daran haben. Des ewigen Haders endlich müde, sagte eine Person in einem unglücklichen Augenblicke: «Ich wollte, die Gogwärgini würden dem See und den Fischen ein Ende machen.»

Und so geschah es. In der folgenden Nacht kamen alle Zwerge der Umgegend und gruben wohlgemut einen Abzugskanal, das sogenannte ,Loch‘, zwischen dem Egg- und Hellelawald. Bald entleerte sich der fischreiche See, und seine Wasser flossen durch den steilen Eschgraben hinunter. Oben auf den Wellen aber sassen gemütlich die kleinen, schelmischen Unholde, und schadenfroh nach Zeneggen hinaufblickend, sangen sie mit ihren dünnen und zarten Stimmchen: «Ade, die Egger haben weder Fisch noch See!» So war es, und so blieb es bis heute.

ZENEGGEN

Quelle: Walliser Sagen, gesammelt und herausgegeben von Josef Guntern, Olten 1963, © Erbengemeinschaft Josef Guntern.

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch

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